Dienstag, 5. Dezember 2006

 

 

UNICEF Mauretanien- Ein Bericht über das Leben der Kinder jenseits der Sahara

 

Mauretanien erstreckt sich auf einer Fläche von 1.030.700  Quadratkilometern über die Weiten der westlichen Sahara.

Von den 2.8 Millionen Einwohnern leben rund 800.000 in Nouakchott, Mauretaniens Hauptstadt. 54% der Einwohner sind unter 18 Jahre alt, die Rate des Analphabetismus für Männer liegt  bei 36%, für Frauen bei 54%.

Außerhalb der Städte prägt die karge Wüste mit kleinen und einfachen Dörfern das Leben. Die Temperatur klettert während der Sommermonate jenseits von 60 Grad. Medizinische Versorgung und frisches, gutes Wasser sind oft eine Frage von vielen hundert Kilometern. Zu Fuß unmöglich zu erreichen.

Viele Kinder werden buchstäblich auf der Strasse geboren, wachsen ohne Eltern und sicheres hygienisches Umfeld auf und haben keine Chance ihre Situation durch Bildung zu verbessern.

Schwere Klimakatastrophen haben in der Vergangenheit immer wieder zum Sterben der, für die als Hirten lebenden Menschen, so notwendigen Herdentiere geführt. Genauso wie die häufigen Heuschreckenplagen, welche die ohnehin schon karge Ernte immer wieder vernichten.

Zusätzlich stellen schwere Krankheiten wie HIV und Malaria, doch auch das Abrutschen der Jugendlichen in die Kriminalität und den Drogenkonsum, große Probleme des Landes dar.

 

Hier beginnt die Arbeit von UNICEF, die sich in fünf Teilbereiche gliedert. Um einen umfangreicheren Einblick in das Aufgabengebiet von UNICEF zu geben möchte ich diese kurz vorstellen.

  1. Gesundheit und Ernährung. Dieser Teilbereich kümmert sich um die Erschaffung von Grundvoraussetzungen, die notwendig sind um ein Kind gesund zur Welt zur bringen und aufzuziehen. Sanitäre Strukturen müssen in der Regel erst aufgebaut und der Umgang damit vermittelt werden. Ebenso gehört die medizinische Versorgung und Aufklärung der Mütter zu diesem wichtigen Bereich.
  2. Bildung. Vielmals müssen Bildungsstrukturen harmonisiert werden um den Übergang von traditionellen Bildungswegen, wie der Koranschule zu modernen, wirtschaftlich orientierten Schulformen zu ermöglichen.
  3. Kinderrechte und Jugendschutz. Dieser Bereich erfasst eine Harmonisierung in der Gesetzgebung sowie das Schaffen von neuen Gesetzten zum speziellen Schutz von Minderjährigen. Zum Teil werden Dinge wie Gewalt und Prostitution nie zur Anzeige gebracht, weil sie vor Scham und Angst verheimlicht werden.
  4. Frauen und Mutterschutz. In der traditionellen Männergesellschaft Mauretaniens wird eine alleinstehende Frau mit Kind mit einer Vielzahl von Problemen konfrontiert. Es ist fast unmöglich so eine Anstellung zu finden. Dieser Bereich befasst sich daher mit Strategien zur Verbesserung der Position der Frau in der Gesellschaft. Dazu gehört auch die Vergabe von sogenannten Mikrokrediten, die als Soforthilfe über eine schlimme, evtl. lebensbedrohende Situation für Mutter und Kind helfen können.
  5. Überwachung und Koordination. Hier werden alle Teilbereiche von UNICEF untereinander koordiniert und gesteuert. Die Analyse von verschiedenen Indikatoren, sowie die Implementierung von  Ergebnissen aus Forschung und Kooperation mit anderen Bereichen, führen zur jeweils notwendigen Positionierung der Maßnahmen.

 

 

 

Auf meiner Motorradreise um die Welt für UNICEF besuche ich das Office in Nouakchott und bekomme einen Einblick in die Arbeit in Mauretanien vor Ort.

 

Ich treffe Dr. Souleymane Diallo, den Repräsentanten und Leiter von UNICEF Mauretanien und habe die Möglichkeit mit ihm über die verschiedenen UNICEF Interventionen zu sprechen. Sehr schnell begreife ich die Wichtigkeit dieser Maßnahmen.

Beispielsweise ist ein einziger Schulbus entscheidend dafür ob die Kinder einer ganzen Region die Möglichkeit auf Bildung und Zukunft bekommen.

Aufgrund der großen Entfernungen überland und der fehlenden Infrastruktur von öffentlichen Transportmitteln generell, wird ein Schulbesuch ohne Bus unmöglich.

Ebenso werden die Mütter der Kinder über die Wichtigkeit von Bildung für ihre Minderjährigen unterrichtet, denn sonst besuchen die Kinder die Klassen selten sehr lange.

Immunisierungsmaßnahmen für Mütter und Kinder gegen Krankheiten, sowie das Schaffen von speziellen Gesetzen zum Schutz der Kinder sind im Aufbau und werden den Großteil des Budgets der nächsten 2 Jahre in Anspruch nehmen. 

 

 

 

 

 

 

 

 

Nach diesem unfangreichen Briefing erwartet mich ein Kamerateam um eine Reportage meines Besuches für das mauretanische Fernsehen und UNICEF zu drehen.

Wir fahren gemeinsam zu einem  Field Office von UNICEF in die Vorstadt von Nouakschott.

Die Häuser sind heruntergekommen und der Wind weht den Sand über die nicht asphaltierten Strassen. Unser UNICEF Landcruiser  biegt in eine schmale Seitengasse ein und wir halten vor einem kleinem Haus.

 

Freudig laufen uns Kinder entgegen um zu sehen wer vorbeikommt.

Als ich aus dem Wagen aussteige nimmt mich schon der erste Junge bei der Hand und will mich hinein führen. 

In dieser Station leben 20 Straßenkinder, die die Möglichkeit haben von hier aus jeden Tag die Schule zu besuchen, bzw. ein geregeltes und sicheres Leben zu führen. Ali, der Gruppenvater, begrüßt mich herzlich. Er ist ein sehr sportlicher und zielstrebiger Mann um die 50, der in seinem Leben wohl schon einiges gesehen hat. Er erzählt mir wie wichtig dieser Anlaufpunkt für die Jugendlichen ist. Wenn die Kinder allein auf der Strasse sind, sind sie ein leichtes Opfer für Gewalttäter, Kriminelle und Jugendbanden. In diesen Banden werden sie von älteren Jugendlichen zum Diebstahl, zur Prostitution und zum Drogenkonsum gezwungen. Die meisten Jugendbanden in Mauretanien konsumieren „la Droge“. Aus einem Plastiksack werden Klebstoff, Lösungsmittel oder Dieseldämpfe inhaliert. So geben sich die Minderjährigen für einen Moment der Illusion hin ihr Leid zu vergessen und verlieren auch die Hemmungen sich zu prostituieren und zu stehlen  Wer das über mehrere Monate und Jahre macht, muss mit schwersten und irreversiblen Störungen des Zentralnervensystems rechnen und wir dadurch für die kriminellen Gangleader noch leichter zu kontrollieren. Um dann, wenn die Gehirnfunktion auch für den Straßendiebstahl nicht mehr ausreicht, als unfreiwilliger Organspender verkauft zu werden.  

Ich setze mich mit den Kindern zusammen und wir unterhalten uns. Ich erzähle ihnen von wo ich herkomme und, dass ich mich auf einer Motorradreise befinde.

 

 

Es ist ein wunderschöner Moment zu sehen wie sich die Kinder darüber freuen, wie ich ihnen vom Triathlon erzähle oder wie ich mit dem Motorrad nach Afrika gekommen bin und Dromedare gesehen habe, die größer waren als meine Maschine.

Ein Tag pro Kind, inklusive Nahrung und medizinischer Versorgung, kostet hier viel weniger als wir in einem Kaffeehaus Trinkgeld geben.

Wenn man aber einmal in die Augen dieser Kinder gesehen hat und sieht wie glücklich sie sind hier sein zu dürfen, dann sieht man auch wie viel Freude man oft mit einer für uns unbedeutend kleinen Menge Geld machen kann.

 

Anschließend gebe ich ein TV Interview in dem ich mich und meinen Einsatz für UNICEF vorstelle und die Kinder und Jugendlichen Mauretaniens dazu ermutige den Weg der Hoffnung nicht aufzugeben. Wenn wir den Kindern jenseits der Sahara helfen auf ihrem Weg, haben wir jetzt die einmalige und zugleich wunderbare Chance ihre Zukunft und die der Welt hinter der Sahara nachhaltig zu beeinflussen. In dem wir UNICEF unterstützen.