Bericht zum Lensahntriple Triathlon 2005
Das letzte Wochenende im Juli ist da und es ist wieder soweit. Gerade aus dem Auto ausgestiegen und mehr als 1000 km weiter im Norden finde ich mich auch dieses Jahr im schönen Lensahn an der Ostsee wieder um ein paar nette Stunden und Tage mit meiner Lieblingsbeschäftigung zu verbringen. Dem Ultratriathlon! Zum zweiten Mal stehe ich auf der Startliste diese längsten und härtesten Triathlonbewerbs der im Moment in Europa ausgetragen wird. 15 Ironmandistanzen habe ich voriges Jahr innerhalb von 6 Monaten im Wettbewerb bewältigt, darunter den längsten Triathlon der Welt. Den Deca auf Hawaii. Das sind zehn Ironmandistanzen in einem Stück also 38km schwimmen, 1800km Rad fahren, und 420km laufen. Jetzt könnte man meinen ist es doch eine lockere Sache beim Dreifachen. Aber ganz im Gegenteil, ich finde der Triple ist der schwierigste Bewerb im Ultratriathlon weil einfach Tempo und Distanz in einem Verhältnis stehen wo man wenn man ohne Pause arbeiten möchte unweigerlich an die Grenzen seiner psychophysischen Leistungsfähigkeit kommt. Es gilt 11,4 km zu schwimmen, 540km mit dem Rad zu fahren und dann zum krönenden Abschluss noch 126 km zu laufen. Das alles natürlich mit einem Zeitlimit von 58 Stunden. Übertragen auf den Alltag könnte man so übers Wochenende mit einer längeren Schwimmtour entlang der Donauinsel beginnen, dann von Wien bis Jesolo mit dem Fahrrad fahren, dort mal kurz die Laufschuhe anziehen und die Strecke von drei Marathons zurücklegen. Selbstverständlich ohne zu rasten, das macht man beim dreifachen Ironman nämlich auch nicht. Nach dem Moto wer schläft verliert.
Zurück nach Lensahn. Meine Freunde und Betreuer haben mich herzlich empfangen, mir im Familienkreis eine Unterkunft besorgt und meine Ankunft mit Erdinger Alkoholfrei zünftig gefeiert. Das Wetter an der Ostsee begrüßt mich mehr herbstlich als sommerlich. Es regnet öfters am Tag und es geht ein ziemlich starker Wind. Ich wünsche mir natürlich gute Bedingungen für den Bewerb denke aber an meine vielen Regenfahrten in den Mariazeller Bergen diesen Frühling und bin so recht gut vorbereitet auf jede Laune des Wetters. Denke ich zumindest. Am Abend vor dem Start treffen wir uns alle zur Pastaparty und Pressekonferenz am Schützenplatz in Lensahn. Dort befindet sich auch das Ziel des Rennens. Es ist wieder so wie immer, man trifft sich und es ist wie ein Familientreffen. So viele bekannte Gesichter bei den Betreuern und Teams, so viele Freunde bei den Athleten. Die Faszination und Freude wieder dabei sein zu können spürt man bei allen recht stark. Jeder Athlet wird vorgestellt auf die Bühne gebeten. Dort erzählt man dann von dem einen oder anderen Kilometer den man so im Lauf der Zeit zurückgelegt hat. Ein paar Hunderttausend kommen aber meistens schon zusammen. Zumindest bei denen die schon länger dabei sind. Für mich geht es direkt nach der Pastaparty ins Bett und ich schlafe die Nacht vor dem Wettkampf sehr gut. Punkt fünf Uhr klingelt der Wecker und ich fühle mich gut. Um sieben ist der Start zum Schwimmen also noch genug Zeit zum Frühstücken und ohne Druck das Rad einzuchecken. Der Morgen ist kühl aber trocken, letzte Vorbereitungen an der Ausrüstung werden mechanisch ausgeführt, der Neoprenanzug wird angezogen und dann den anderen Athleten noch schnell alles Gute gewünscht. Dann Start und los geht’s . Die ersten Längen gehen locker dahin und ich fühl mich gut. Wie jedes mal wird mir bewusst wo ich wieder mitmache und wie weit ich es noch habe bis zum Ziel. Ich glaube diese Gefühl kennt jeder der Athleten. Manchmal ist es gar nicht so leicht mit diesem Gefühl im Bauch zu schwimmen. Alles geht gut ich verlasse das Wasser nach 3 Stunden und 20 Minuten an 7. Stelle. Das ist für mich super da ich nicht zu den besten Schwimmern gehöre. Auf dem Rad verläuft erst mal alles nach Plan und ich absolviere die ersten 180km der 540 in 6 Stunden. Dafür das es relativ schwül ist bin ich sehr zufrieden. Ich fahre auf Platz 4. Nach ca. 200 gefahrenen Kilometern schlägt das Wetter um. Es beginnt zu regnen und Sturm kommt auf. Es regnet stärker und stärker und wir werden mit einem Unwetter konfrontiert. Auf der Rennstrecke bilden sich Wasserdurchfahrten und die Feuerwehr muß ausrücken um einige Keller auszupumpen! Die nächsten Stunden sind unbeschreiblich es gießt aus allen Kannen und die Dunkelheit der Nacht lässt die Strecke im Regen verschwimmen. Einer der ungarischen Teilnehmer sieht den Randstein nicht und überschlägt sich. Er verletzt sich seinen Arm und die Kette springt aus seinem Rad. Ich halte und helfe ihm und weiter geht’s. Viele bleiben stehen und gehen schlafen, andere sind total unterkühlt und geben auf. Zu allem Unglück bahnt dann auch noch ein Gewitter seinen Weg von der Ostsee direkt über die Radstrecke. Ich fahre weiter habe aber ein ziemlich unangenehmes Gefühl wegen der vielen Blitze. Am nächsten Morgen dann beende ich das Radrennen als sechster im Feld und freu mich auf das Laufen. Ein Blick auf die Rangliste verrät mir, dass in dieser Nacht sechs Athleten aufgegeben haben. Etwas unterkühlt und geschwächt gehe ich meinen ersten Marathon an. Ich hoffe auf einen Platz unter den ersten sieben ,letztes Jahr war ich achter. Das Laufen geht zäh von Anfang an und ich spüre wie viel Kraft die lange Nacht im Regen mich gekostet hat. Zum Glück bleibe ich aber verletzungsfrei an der Achillessehne. Das war vor dem Rennen meine größte Sorge da eine kleine Verletzung aus Hawaii im Training noch Probleme schaffte. Bis auf mein langsames Lauftempo bin ich zufrieden mit mir, mehr ist an diesem Tag einfach nicht drinnen. Betreut von meinen Freunden aus Lensahn und besonders von Ina, die mich fast über den ganzen Laufbewerb mit dem Rad begleitet und mir meine Kraft durch Motivation wieder zurückgibt beende ich dieses Jahr den Lensahntriple nach harten und teilweise extrem fordernden 46 Stunden. Überglücklich laufe ich mit der österreichischen Fahne über die Ziellinie und werde als 9. Platz von Freunden und Zuschauern gefeiert. Dieses Jahr hat mir die Dreifachdistanz gezeigt wie sie sich unter sehr schwierigen Bedingungen anfühlt. Ich muss sagen, es war mir eine große Freude diese Erfahrung im Kreise der Ultratriathlonfamilie gemacht haben zu dürfen…
|
|