Von den
vielen ansprechenden Plätzen dieser Welt, welche man im Laufe einer Reise um
den Globus zu sehen bekommt, gibt es einige die einem gut gefallen oder
faszinieren und wieder andere die einen nie mehr loslassen. So geht es wohl den
meisten von uns, die sich auf Reisen fern der Heimat begeben und dieser Umstand
ist in keiner Weise verwunderlich. Das menschliche Gemüt kann auf seine Art und
Weise recht sentimental sein und obwohl es oft einen gegensätzlichen Eindruck
zu erwecken vermag, auch erstaunlich einfach gestrickt. An Orten, an denen es
einem gefällt, erfreut man sich des Lebens ganz allgemein und widmet dem
Moment, sowie den kleinen Geschenken des Alltags etwas mehr Beachtung.
Als Weltreisender
mit dem Motorrad kommt man darüber hinaus in den Genuss solche Plätze aus
eigener Kraft zu erfahren und für sich selbst neu zu entdecken.
Dabei
entwickelt man mitunter ein besonderes Verhältnis zu ihnen. So wie ich zu Süd
Afrika...
Die jüngste
Demokratie der Welt existiert in ihrer heutigen Form seit 1994. Damals beendete
die Wahl Nelson Mandelas zum Präsidenten, die seit der frühen 70er Jahre
andauernde Politik der Apartheid Ära und das neue, demokratische Süd Afrika feierte seine
Gründung.
Ursprünglich
war das heutige Süd Afrika von den San ( Buschmännern) und Khoi-Khoi
(Hottentotten) besiedelt. Im elften Jahrhundert begann vom Nordosten her der
Zuzug der Bantu Stämme, die sich vom äquatorialen Raum kommend, langsam entlang
der Ostküste anzusiedeln begannen. Mitte des 15 Jahrhunderts hatten sie bereits
fast die gesamte Osthälfte des Subkontinents besiedelt.
Während der
Portugiesische Entdecker Vasco da Gama das Kap von Afrika bereits 1498
umrundete und dabei den Seeweg nach Indien fand, ließen sich erst 1652 die
ersten Europäischen Siedler am Kap der guten Hoffnung nieder. Unter Jan van
Riebeck gründeten sie eine kleine Versorgungsstation für Schiffe der Dutch East
India Company, die auf ihrem Weg nach Indien Wasser und Lebensmittel tankten.
Aus dieser
Station wurde bald eine Kolonie mit dem Namen Kaapstadt, die Stadt am Kap. Die
Siedler kamen vorwiegend aus dem Zentraleuropäischen Raum und entwickelten bald ihre eigene
Sprache. Afrikaans war ursprünglich eine Mischung aus Holländisch, Deutsch und
Englisch, doch im Laufe der Jahrhunderte kamen, mitunter auch durch die
importierten Sklaven, immer mehr Afrikanische und fremde Ausdrücke dazu.
Durch die
neu gegründete Industrie erfuhr die Kolonie bald einen starken Aufschwung und
zu dieser Zeit wurden immer mehr Sklaven aus Westafrika, aber auch aus Indien
importiert.
Im Laufe
der nächsten 150 Jahre kamen immer mehr Siedler nach Süd Afrika, doch besonders
am Kap war der Siedlungsraum beschränkt. Die Kolonien breiten sich darauf
weiter nach Osten aus und drangen tief in den Lebensraum der Bantu Stämme vor.
Im ersten Bantu Krieg 1779 wurden die Farmer, auf Afrikaans Buren genannt,
angegriffen und von den Kriegern der Xhosa aufgehalten.
Weitere
Expeditionen der Buren kamen vorerst nicht zu Stande. Die Briten besetzten das
Kap 1806 und unter ihrer Kontrolle wurde 1834 auch die Sklaverei abgeschafft.
Die Buren
zogen sich darauf zurück gegen Norden und gründeten die Freistaaten Orange and
Transvaal. Frieden war dadurch natürlich keineswegs hergestellt.
Als 1867
Diamantenvorkommen in Kimberly und 1886 Gold bei Johannesburg entdeckt wurden,
verstärkten sich die Spannungen zwischen Engländern und Buren immer mehr und
führten schließlich zu dem, von 1899 bis 1902 andauernden, Anglo – Buren Krieg.
Die Briten
verfolgten während der fast zwei Jahre andauernden Kämpfe eine Politik der
verbrannten Erde und auf Seiten der Siedler kamen mehr als
26 000
Frauen und Kinder ums Leben, teilweise in den ersten Konzentrationslagern der
Welt.
1910 wurde
das Vereinigte Süd Afrika ausgerufen und 1948 kam mit breiter Mehrheit die
African National Party an die Macht.
Nicht
Weißen war es verboten am politischen und wirtschaftlichen Geschehen
teilzunehmen und die großteils menschenrechtswidrigen Gesetze wurden mit
grausamer Härte durchgesetzt.
1960 kam es
zum Massaker von Sharpville und 1976 erschossen Ordnungskräfte schwarze
Schulkinder in Sowjeto.
Anfang der
60er Jahre wurden viele, fast ausschließlich schwarze, Oppositionelle und
Freiheitskämpfer als Hochverräter verhaftet und zu langjährigen Haftstrafen
verurteilt. Unter ihnen auch Nelson Mandela.
Zu Beginn
der 70er Jahre schuf die Regierung dann das sogenannten Homeland Gesetz, wohl
das menschenrechtsverachtendste der Apartheid Ära.
Gesetzlich
wurden damit die als „Black Homelands“ ausgerufenen Gebiete zu eigenständigen
Staaten erklärt und Schwarze mussten, von da an, dort leben.
In
Wirklichkeit hatten diese Homelands aber mit eigenständigen Staaten wenig zu
tun, vielmehr wiesen sie den Charakter von Ghettos auf. Um ihrer Arbeit wie
gewohnt nachzugehen, mussten die Einwohner die Homelands verlassen und als
Ausländer in Süd Afrika einreisen.
Damit
wurden die Schwarzen Einwohner de facto zu Gastarbeitern in ihrem eigenen Land
und da sie auf diese Weise keinerlei politische Rechte besaßen, konnten sie
nach Gutdünken der Behörden deportiert werden.
Die
Vereinten Nationen belegten Süd Afrika darauf hin mit Sanktionen und das Auge
der Weltöffentlichkeit war mit Besorgnis auf die Entwicklungen gerichtet.
Die Wende
kam dann 1989 mit Präsident de Klerk und seinem Programm zur Auflösung der
Apartheid.
Einer der
wichtigsten Schritte davon war die Begnadigung der politischen Häftlinge am 11
Februar 1990. Unter ihnen war auch Nelson Mandela, der 1994 zum Präsidenten
wurde.
Als am 26.
April 1994 die neue Republik Süd Afrika ausgerufen wurde, blickte die Welt
teils mit hoffnungsvoller Spannung, teils aber auch mit Besorgnis auf die
Geburtsstunde des neuen Staates. Zu viel Schlimmes war in den letzten
Jahrzehnten passiert und die Frage war, ob es Nelson Mandela gelingen würde den
Staat nahtlos vom alten politischen System zu übernehmen und dabei friedlich in
die gemeinsame Freiheit und Unabhängigkeit zu führen. In zu vielen anderen
Staaten Afrikas hatte die Unabhängigkeit zu gewaltsamen Machtübernahmen und
verheerenden Bürgerkriegen geführt.
In der um
Mitternacht abgehaltenen Zeremonie gelang es Süd Afrika auf eindrucksvolle Art
und Weise die ganze Welt zu verblüffen. Feierlich und respektvoll wurde die
alte Süd Afrikanische Flagge eingeholt und dazu zum letzten Mal die alte
Nationalhymne gesungen.
Anschließend
wurde die neue Flagge gehisst und Süd Afrikas neue Bundeshymne, Nkosi Sikelele
Africa (Gott schütze Afrika) zum ersten Mal offiziell angestimmt.
Nelson
Mandela mahnte in seiner darauf folgenden Rede dazu wie wichtig es sei die
Sünden der Vergangenheit zu vergeben, aber sie gleichzeitig als mahnendes
Beispiel nicht zu vergessen. Damit schuf er die friedliche Grundlage für einen
neuen Staat, der in seiner Entwicklung weltweit einzigartig ist. Der jüngsten
Demokratie der Erde, der Regenbogennation.
Von da an
hat seine Vision beeindruckend Geschichte geschrieben. Heute befindet sich Süd
Afrika unter den 25 stärksten Industrienationen der Welt und erwirtschaftet 25
Prozent des gesamten Afrikanischen Wirtschaftsvolumens. Das Land ist reich an
Rohstoffen und gilt als der weltgrößte Zulieferer von Aluminium Silikaten,
Platin und Gold.
Durch die
strategisch günstige Lage zwischen zwei Weltmeeren, stellt Süd Afrika zudem
einen bedeutenden Schnittpunkt im Seehandel dar und ist für viele Länder
Europas, Asiens und Nordamerikas wichtiger Lieferant für Uran und Chrom.
Internationale
Investitionen trugen ständig zum Wachstum des Exportvolumens bei und die Regierung verfolgte vorrangig
Maßnahmen um ideale Rahmenbedingungen für eine globale Wirtschaftorientierung
zu schaffen.
Diese
Maßnahmen schufen auf der einen Seite sehr schnell, relativ verlässliche
Einnamequellen für den jungen Staat, sie brachten aber auch eine Reihe negativer Auswirkungen.
Durch die
fast vollständige Liberalisierung des Handels wurde Süd Afrika, als kaufkräftige und aufstrebende
Wirtschaftsnation, zu einem attraktiven
Absatzmarkt für Anbieter aus Fernost. Die darauf folgende, relativ
unkontrollierte Einfuhr von Billigprodukten überschwemmte den Markt und viele
der heimischen Güter verloren ihre Konkurrenzfähigkeit. Das wiederum führte zu einem Sterben der heimischen
Produktion, gekoppelt mit dem Wegfall von Arbeitsplätzen.
Momentan
beträgt die Arbeitslosenrate inakzeptable 40 Prozent und die damit
einhergehende Armut und Landflucht in die Großstädte stellt, neben den hohen
Belastungen für das Gesundheits- und Sozialsystem, auch ein größer werdendes
sicherheitstechnisches Problem dar. Die Kriminalität ist weiterhin zu hoch.
Das Land
wird auch noch in den nächsten Jahren einen rauen Kurs der Reformpolitik vor
sich haben, der allerdings durch richtige Entscheidungen zu meistern sein wird.
In erster Linie wird es entscheidend sein, die nationale Wirtschaft mit ihren
eigenen Produkten wieder verstärkt ins Rennen zu bringen. Die
Grundvoraussetzungen dazu sind absolut gegeben. Süd Afrika besitzt neben den
für die Industrie notwendigen Rohstoffen auch das Know How, diese am eigenen
Sektor einzusetzen.
Anders als
beispielsweise Europa, Nord Amerika und immer mehr auch China, ist Süd Afrikas
Wirtschaft relativ unabhängig. Der Staat könnte durch geschickte Import- und
Exportregelungen den eigenen Markt wieder verstärkt beleben, auf diese Weise
der Industrie zu einem Aufschwung verhelfen und schließlich neue Arbeitsplätze
schaffen.
Zusätzlich
wird es wichtig sein die internationale Orientierung nicht aufzugeben und die
Rahmenbedingungen für ausländische Investments weiterhin zu verbessern. Die
Fußballweltmeisterschaften 2010 sind ein guter Schritt in diese Richtung und
werden maßgeblich dazu beitragen den Bekanntheitsgrad des Staates als
Tourismusdestination und Wirtschaftsstandort zu erhöhen.
Setzt Süd
Afrika seine Reformpolitik fort und gelingt es dem Staat weiterhin die Einnahmen
aus internationalen Investitionen und Rohstoffexportgeschäften sinnvoll zu
investieren, und so die Rahmenbedingungen für heimische Unternehmen und
Arbeitskräfte zu verbessern, hat das Land das Potential zu einem weltweiten
Model für positiv gesteuerte Globalisierungspolitik und postmoderne
Re-Industrialisierung zu werden.
Worin
jedoch, meiner Meinung nach, das größte Potential der Regenbogennation liegt, ist die Art und Weise
mit der sich viele Bürger mit ihrer jungen Republik identifizieren.
Ein Großteil
der jungen Leute, relativ unabhängig von Bildungsniveau und Hautfarbe,
empfindet es als großes Privileg in einem Staat der politischen Freiheit und
wirtschaftlichen Möglichkeiten zu leben, für dessen Entstehung Menschen wie
Nelson Mandela lange gekämpft und schwer gelitten hatten. Zusätzlich sind sehr
viele Jugendliche aktiv darum bemüht die gemeinsame Zukunft des Landes
mitzugestalten und engagieren sich in Projekten, wie zum Beispiel zur
Eindämmung von Kriminalität oder Aufklärung über die Gefahren von HIV.
Rein
subjektiv gesehen, halte ich das für eine ausgezeichnete Entwicklungsbasis für
die Zukunft, und es bleibt zu hoffen, dass auch die politischen Entscheidungsträger Süd Afrikas dieses
unglaublich kostbare Potential Mandelas
Erbes erkennen und pflegen, bevor es vielleicht für immer verloren geht.
Dass es
keinesfalls selbstverständlich ist in einer Demokratie zu leben, wird deutlich
wenn man einen Blick über die Grenze in das benachbarte Simbabwe wirft. Die
nach Ostern abgehaltenen „demokratischen“ Präsidentenwahlen sind freilich noch
nicht ausgezählt und mittlerweile erhärtet sich der Verdacht, dass rund 40 000
Stimmen für Robert Mugabe von bereits Verstorbenen stammen dürften! Außerdem ließ Altdespot Mugabe
vorige Woche kurzerhand den Piloten des aussichtsreichsten
Oppositionskandidaten verhaften, und stellte ihn unter die Anklage, einen
Staatsfeind zum Urnengang transportiert zu haben.
Neben den
vielen Gesprächen mit Menschen verschiedener Religionen und Hautfarben, die mir
ihre Zeit schenkten und mich an ihrem Leben teilhaben ließen, und ohne deren
freundliche Unterstützung ich nie tiefere Einblicke in das Land jenseits von
Afrika bekommen hätte, widmete ich mich selbstverständlich auch der Erforschung
der landschaftlichen Schönheiten des Subkontinents.
Während
sich das Reisen mit dem Motorrad ausgezeichnet dazu eignet ganze Kontinente zu
erforschen, so erfolgt die wohl ursprünglichste und intimste Art und Weise ein
Land kennen zu lernen immer noch per pedes apostolorum, also zu Fuß.
Die
niedrige Geschwindigkeit macht es beinahe notwendig sich unmittelbar mit der
Umgebung auseinander zusetzen und jede kurze Rast verleitet einen dazu näher auf die Umwelt einzugehen.
Selbstverständlich
fällt Laufen auch unter diese Kategorie und besonders die Disziplin des
Langstreckenlaufs eignet sich hervorragend um Plätze zu erkunden und näher zu
erforschen.
Ich habe
dies zum Anlass genommen, neben meinen Ausfahrten mit dem Motorrad, auch an ein
paar ausgewählten Laufveranstaltungen rund um das Kap von Afrika teilzunehmen.
Dadurch kam ich in den Genuss mein tägliches Lauftraining auf die mitunter
schönsten Strecken des Kontinents verlagern zu können.
Von meiner
kleinen Wohnung aus, im Zentrum von Cape Town, blieb es mir und meiner
jeweiligen Laune überlassen, welchen der umliegenden Gipfel ich bezwingen
wollte.
Zur Auswahl
stand der alles überragende Tafelberg mit seinen zerklüfteten Schluchten und
Anstiegen, die im wahrsten Sinne des Wortes atemberaubende Bergläufe
versprachen, sowie der etwas kleinere Lionshead, der gleich neben dem
Tablemountain frech in die Landschaft ragt und einen geradezu herausfordert,
bereits vor dem Frühstück hinaufzulaufen und einen morgendlichen Blick über die
noch verschlafene Metropole zu werfen.
Wie auch
immer ich mich entschied, die Laufausflüge wurden meist zu unvergesslichen
Erlebnissen und oft plante ich während des Morgentrainings schon meinen
Abendlauf.
Solcherart
motiviert ließ ich es mir natürlich nicht nehmen auch am Two Oceans Marathon,
laut Veranstalter dem schönsten Ultralauf der Welt, teilzunehmen.
Auf einer
Streckenlänge von 56 Kilometern läuft man vom Indischen Ozean zum Atlantischen
und überquert dabei die malerischen Bergstrassen der Umgebung.
Insgesamt
weist die Strecke etwas mehr als 600 Höhenmeter auf und wird unter der Sonne
Süd Afrikas zu einem schweißtreibenden Lauferlebnis.
Ich
bewältigte den Lauf dann in genau 4 Stunden und 30 Minuten und war mit einem
durchgehenden Kilometerschnitt von unter 5 Minuten sehr zufrieden.
Ich möchte nun mit einem sehr
herzlichen Gruß verbleiben und allen meinen Freunden, Interessierten und Lesern
einen angenehmen Frühlingsbeginn wünschen.
Vor nicht allzu langer Zeit stieß
ich zufällig auf die recht ergreifenden Zeilen des folgenden Gedichtes und
möchte sie nun meinem kleinen Frühlingsgruß beifügen.
Wenn wir uns etwas Zeit nehmen, und
abseits unserer gewohnten Routine innehalten um so für einen kurzen Moment dem
Zauber der schönen und warmen Jahreszeit zu erliegen, dann nehmen wir uns
selbst und unsere Lieben mit auf eine wunderschöne Reise...
If I had my
life to live over again. I’d try to make more mistakes the next time. I would
relax. I would limber up. I would be silier than I have been this trip.
I know of a
very few things I would take seriously.
I would take
more trips. I would climb more mountains, swim more rivers and watch more
sunsets. I would do more walking and looking. I would eat more ice cream and
less beans.
I would have more actual problems
and fewer imaginary ones.
You see, I am one of those people
who lives prophilactically and sensibly and sanely hour after hour, day after
day. Oh, I’ve had my moments and if I had it to do over again, I’d have more of
them.
In fact, I’d
try to have nothing else. Just moments, one after another instead of living so
many years ahead each day.
I have been
one of those people who never go anywhere without a thermometer, a hot water
bottle, aspirin, a raincoat and a parachute.
If I had it
to do over again, I would go places, do things and travel lighter than I have.
If I had my
life over, I would start bare footed earlier in the spring and stay that way
later in the fall. I would go to more dances, I wouldn’t make such good grades,
except by accident.
Nadine
Stair, im Alter von 85 Jahren.....