Donnerstag,
1. November 2007
Heute
geht’s nach Amerika. Ich werde die Grenze nach Arizona bei Lukeville
überqueren, einem kleinen Grenzübergang mitten in der Wüste. Ich erreiche den
Posten gegen Mittag und erledige meine Formalitäten zur Ausreise an der
Mexikanischen Seite recht zügig.
Die
Einreise in die USA erweist sich dann jedoch etwas anders als erwartet.
Um
regelkonform einzureisen brauche ich nämlich zwei Versuche!
Ich fahre
in einer Schlange von amerikanischen Fahrzeugen auf den Grenzbeamten zu und
zeige ihm meinen Pass. Darauf fragt er mich sehr unerwartet ob ich in Mexiko
etwas eingekauft und zu verzollen habe. Als ich darauf mit nein antworte gibt
er mir einfach den Pass zurück und winkt mich durch.
Kein
Stempel, keine Fragen, gar nichts! So erstaunt war ich auf meiner ganzen Reise
noch nicht. Im ersten Schrecken fahre ich zwar weiter, halte aber nach einem
halben Kilometer wieder an und kehre um.
Nirgends
auf der Welt kann ich ohne Vermerk im Reisepass in ein Land einreisen und
nirgends käme ich durch eine Polizeikontrolle ohne vollständige Dokumentation
der Papiere.
Beim
freiwilligen zweiten Versuch erweist sich die Sache dann so wie vorgesehen.
Ich werde
von den Jungs der Homeland Security interviewt und bekomme die für Österreichische
Staatsbürger vorgesehenen 90 Tage Aufenthalt im Rahmen des Visa Waiver
Programms.
Man wünscht
mir freundlich eine gute Reise und damit bin ich legal und offiziell in den
Vereinigten Staaten von Amerika.
Heute fahre
ich nicht mehr weit und verbringe die Nacht in der Wüste von Arizona bei einem
beeindruckenden Sonnenuntergang.
Freitag, 2.
November 2007
Bei Tucson
steuere ich auf die Interstate 8 in Richtung San Diego. Der Highway fährt sich
hervorragend und nach 250 Kilometern erreiche ich die Grenze zu Kalifornien.
Während
sich in Arizona die Straßenschilder noch größtenteils auf Ortsangaben und
Tempolimits beschränken, wird in hier schon härter durchgegriffen. Wer an der
Straße Müll wegwirft zahlt 1000 US Dollar Strafe und wer zu schnell fährt wird
mit dem Flugzeug verfolgt. Hasta la vista Baby....
Samstag, 3.
November 2007
Bei San
Diego schwenke ich auf den berühmten Highway 1 und fahre entlang der Pazifikküste.
Der Wind treibt das Salz durch die Luft und das Sonnenlicht bricht sich in
einem weißen Schleier.
Heute mache
ich nicht mehr viele Kilometer und verbringe den Abend in Surfside am Sunset
Beach.
Sonntag, 5.
November 2007
Heute
erreiche ich Los Angeles. L.A. kann man gut als Welthauptstadt der Autofahrer
bezeichnen.
Riesige
Highways verbinden die einzelnen Stadtteile und sobald man sich der Downtown
nähert taucht man in die unvermeidliche graue Dunstglocke, die wohl neben
Hollywood das markanteste Markenzeichen der zweitgrößten Stadt Amerikas
darstellt.
Die Stadt
der Engel wurde 1781 von einer Gruppe Spanischer Siedler aus Mexiko gegründet
und bekam den Namen „Pueblo de Nuestra Senora la Reine de los Angeles del Rio
de Porciuncula“. Anfangs fristete die Stadt ein unbedeutendes Dasein und selbst
um 1900 zählte die heutige 16 Millionen Metropole gerade einmal 100000
Einwohner.
Ab 1910
begann sich die Filmindustrie langsam zu etablieren und später wurde Los
Angeles ein wichtiger Standort für die Elektronik und Raumfahrtindustrie.
Die
nächsten Tage verbringe ich damit mir mit dem Motorrad die riesige Stadt
anzuschauen. Die breiten Boulevards sind aufgeräumt und obwohl fast die Hälfte
der Bevölkerung lateinamerikanischen Ursprungs ist findet man nichts mehr vom
impulsiven Verkehr der Süd Amerikanischen Metropolen.
Ich fahre
den Highway 1 von Long Beach entlang der Küste und schwenke bei Santa Monica
auf den Sunset Boulevard. Rechts geht’s zum Rodeo Drive und links nach Beverly
Hills.
Der
Stadtteil in den Hügeln von Beverly ist so was wie das Wohnzimmer von
Hollywood. Rund um die Uhr sind ganze Scharen von Gärtnern und
Landschaftsarchitekten darum bemüht das Stadtbild nach neuesten Trends zu
gestalten.
Die Villen
sind dementsprechend prachtvoll und ein großer Teil der hier Ansässigen fährt
beruflich zumindest einmal im Jahr zum nahegelegenen Kodak Theater, dem Ort der
Oskarverleihung.
Auch sonst
erinnern die Strassen von Los Angeles immer wieder stark an Hollywood. In der
Downtown wird ständig irgendwo gedreht und manche Türme der Wolkenkratzer sind
aus Filmen wie „Die Hard“ bekannt.
Ein Stück
weiter, am Sunset Boulevard kommt man an Johnny Depps ehemaligem Viper Room
vorbei. Immer noch einem der beliebtesten Clubs der Stadt.
Und auch
dieses Plakat ist selbsterklärend, in West Los Angeles ist man Teil der
Traumfabrik!
Wer es sich
leisten kann, lebt extrovertiert aber vor allem nach dem Motto: Work hard, play
harder.
Die
Strassen der Nobel Orte sind voll von Autos der Luxusklasse, doch wenige Ecken
außerhalb dieser Viertel herrscht bereits eine andere Realität.
Der
Mindestlohn in Kalifornien beträgt heute gerade einmal 7 US Dollar pro Stunde
und das ist verhältnismäßig betrachtet weniger als vor 50 Jahren. Bedingt durch
die ständig ansteigenden Lebenskosten, zählt heute ein großer Teil der Arbeitnehmer
zu den sogenannten „Working Poors“. Das Gehalt reicht zwar gerade zum
(Über)leben, die Möglichkeit Vermögen anzusparen oder Altersvorsorge zu
betreiben besteht jedoch nicht.
Laut der
Sozial Security Administration haben 85% der Amerikaner weniger als 250 US
Dollar auf ihrem Konto wenn sie das 65. Lebensjahr erreichen!
Nachdem ich
die Stadt nun etwas kennen gelernt habe besteht meine nächste Aufgabe darin
eine Frachtagentur zu finden, die sich bereit erklärt mein Motorrad auf dem
Seeweg aus den Vereinigten Staaten zu transportieren. Aufgrund der strengen
Gesetze für den Transport von Gefahrengut erweist sich dieses Vorhaben als sehr
schwierig.
Innerhalb
von zwei Wochen kontaktiere ich sämtliche Shipping Gesellschaften im Raum von
West Los Angeles und besuche auch einen Großteil davon persönlich.
Den meisten
davon ist bereits das Risiko zu groß ein privates und im Ausland zugelassenes
Fahrzeug überhaupt als Fracht anzunehmen, geschweige denn aus den USA in ein
anderes Land zu transportieren. Ein besonders ambitionierter Mitarbeiter einer
bekannten Spedition hatte eine interessante Idee zu diesem Thema, er schlug mir
vor eine Genehmigung des Verkehrsministeriums einzuholen. Selbstverständlich in
den USA und im Zielland!
Das kommt
in meiner persönlichen Wertung humorvoller Reiseerlebnisse eigentlich noch vor
der Lieblingsfrage der West Afrikanischen Zöllner.
>Was ist
in ihrem Reifen?
>Luft,
Monsieur!
>Aha!
Im übrigen
kann sich in den Vereinigten Staaten anscheinend auch niemand vorstellen, dass
man mit einem Motorrad um die Welt fährt. Obwohl ich in den Agenturen immer
Zeitungsartikel über meine Reise sowie Stempel im Reisepass vorlege, glauben
die Leute ich bin Amerikaner und will mit meinem Fahrzeug auswandern!
>So you live in California and want to move to
another state with your bike, do you wish to move anything else.
>No, I`m an Austrian citizen riding around the
world on a motorbike. I entered the US overland and want to ship my bike to my
next destination.
>So, you want to migrate to another country, you
have an address there?
>No I´m a tourist and I´m travelling, bloody hell
und so weiter……
Als ich
nach zwei Wochen beginne in meinen Versuchen einen gewissen Ansatz von
Aussichtslosigkeit zu erkennen, kommt mir die rettende Idee.
Ich maile einfach
meinem ehemaligen Frachtagenten in Kapstadt/Süd Afrika und bitte ihn um einen
Kontakt in Los Angeles der mir helfen kann.
Selbstverständlich
ist das schnell geschehen und mit Sea Borne Freight finde ich einen
verlässlichen und britischen;) Partner der sich prinzipiell bereit erklärt mein
Fahrzeug zu transportieren.
Einen Tag
später bekomme ich auch mein Rating und die Seereise kann beginnen.
Darüber
hinaus ist BMW Long Beach so freundlich mir eine Originalbox für den Transport zur
Verfügung zu stellen. Ein herzliches Dankeschön!
Der Rest
ist dann Routine. Ich fahre ins Warendepot, leere den Tank und baue die
Batterie aus. Dann spanne ich die Maschine auf die Bodenplatte, montiere wieder
die Touratechboxen und schließe die Box mit ein paar Nägeln. And
she is ready to go……
Ich
werde noch bis am 24. Dezember in der Vereinigten Staaten bleiben und die nächsten Wochen mit
Sightseeing und Arbeit an meinem Buch verbringen. Einer der Höhepunkte von Los
Angeles sind die Universal Studios von Hollywood.
Auf Themen
bezogen Erlebnisparks wie beispielsweise Waterworld bieten atemberaubende Shows
mit beeindruckender Pyrotechnik und Stunts.
Am Set von
The Fast and the Furious kann man hautnah die Spezialeffekte aus dem Film
miterleben und angesichts der brennenden Turbolader würde ich es mit meiner
alten BMW an der Ampel erst gar nicht versuchen....
Bei einem
anderen Filmset bin ich mir nicht ganz sicher ob ich lachen oder weinen soll.
Jene
Imitation eines Lateinamerikanischen Dorfes bei Hochwasser ist so perfekt
gelungen,
dass ich
mich wieder wie in Costa Rica in der Regenzeit fühle.
Eine etwas
entspanntere Atmosphäre vermittelt dann die Wisteria Lane aus Desperate
Housewives.
Auch wenn
genau dahinter ein abgestürzter Jumbojet liegt. Für eine 3 Minuten dauernde
Szene aus Steven Spielbergs War of the Worlds wurde eine original Boeing 747 zerlegt und nach allen Regeln der
Filmkunst über eine Wohnsiedlung verstreut. „The Crashsite“ zählt zu den
teuersten Filmaufbauten der Welt.
Sonst ist
natürlich Long Beach immer einen Besuch wert. Dieser Stadtteil von Los Angeles
hat wenig vom geschäftigen Treiben der große Stadt und das Flair der Waterfront
erinnert an eine Mischung aus San Diego und Cape Town.
Am besten
verbringt man den Nachmittag in einem der zahlreichen Kaffees und genießt den
Sonnenuntergang bei einem Capuccino.
Es ist
schon wunderschön hier, doch nach über einem Monat in Los Angeles habe ich auch versucht
einen Blick hinter die Kulissen des Kalifornischen Traums zu werfen und die
Zeit gefunden etwas auf meine bisherige Reise zurückzublicken.
Kalifornien
besitzt beispielsweise die siebent größte Wirtschaftsvolumen der Welt und
hätte, wäre es ein unabhängiger Staat, Anspruch auf einen Platz unter den G8
Nationen.
Zu
verdanken hat der Sunshine State, der mehr als 13 Prozent des gesamten
US-Amerikanischen Bruttoinlandsproduktes erwirtschaftet, diese Entwicklung
einer ganzen Reihe von Industriezweigen. Neben der Unterhaltungs- und
Filmindustrie ist Kalifornien ein beliebtes nationales wie internationales
Tourismusziel, mit Silicon Valley besitzt es einen der wichtigsten Hightech
Industrie Standorte der Erde und mit seinen riesigen Weinbaugebieten stellt es
den größten Exporteur Nordamerikas dar. Darüber hinaus gehört Kalifornien zu
den drei größten Erdöl fördernden Staaten Amerikas und verfügt über ein
ausgezeichnetes höheres Bildungssystem.
27 Prozent
der über 25 jährigen Einwohner von Los
Angeles haben einen Bachelor oder Master Degree und das durchschnittliche
Einkommen pro Haushalt und Jahr liegt bei über 36 000 Dollar.
Hat man
diese Zahlen vor Augen könnte man meinen Kalifornien wäre das vielgelobte
Paradies, auf der andere Seite ist jedoch der niedrige Lebensstandart vieler
Menschen allgegenwärtig. Riesige Viertel der Vorstädte von LA sind verkommen und nur wenige hundert
Meter entfernt vom Financial District wohnen die Obdachlosen in improvisierten
Wellblechhütten.
Laut
Studien der Stanford Universität, lebten von den 36 Millionen Einwohnern des
reichsten Staates Amerikas im Jahr 2001 fast 15 Prozent unter der Armutsgrenze.
Dieses Bild
verdeutlicht sich noch stärker bei den Minderjährigen. 2006 lebte mehr als
jedes fünfte Kind unterhalb der Armutsgrenze. Damit sind die Vereinigten
Staaten trauriger Spitzenreiter aller entwickelten Nationen der Erde und die
Zahlen sind vergleichbar mit Statistiken aus dem Polen der 90er Jahre.
Die Gründe
für diese Entwicklungen sind mannigfaltig. Während viele das große Gefälle
zwischen Arm und Reich durch die Theorien des sozialen Darwinismus erklärt
sehen und der Meinung sind, dass Armut mit fehlender persönlicher ökosozialer
Überlebensfähigkeit gleichzusetzen ist beschreiben sie damit mehr ein Symptom
als die Ursache.
Wirft man
einen Blick auf die Veränderungen in der Struktur der Amerikanischen Wirtschaft
wird das deutlich. Durch die fortschreitende Entindustrialisierung verlagert
sich der volkwirtschaftliche Focus von einer produzierenden und verarbeitenden
Industriegesellschaft zunehmend auf eine Service und Technologie orientierte.
Viele der
sogenannten traditionellen „Blue Collar“ Jobs fallen weg und ein großer Teil
der semi- bis einschlägig qualifizierten Kräfte findet sich ohne Anstellung mit
adäquater Verdienstmöglichkeit. Trotz einer statistisch gesehen florierenden
Wirtschaft und einer erstaunlich niedrigen Arbeitslosenrate von unter 5 Prozent
ist mehr als jeder sechste Einwohner Kaliforniens ein „Working Poor“! Die
Tatsache, dass davon 37 Prozent im Servicebereich beschäftigt sind überrascht
wenig.
Deutlich
erkennbar wird diese Entwicklung im urbanen Raum. Durch den Überschuss an älter werdenden Arbeitskräften
mit nicht mehr geforderten Qualifikationen, und einer gleichzeitig
expandierenden Wirtschaft mit unterschiedlichem Anforderungsprofil und/oder
geringen Verdienstmöglichkeiten kommt es partiell zu einem sozialen und
infrastrukturellem Abbau. Der aktuelle Mindestlohn in Kalifornien beträgt 7
Dollar pro Stunde, während die
durchschnittlichen Immobilienpreise für Eigentum bei über 630 000 Dollar liegen
und ein gewöhnliches Apartment kaum unter 1200 zu mieten ist. Diese Entwicklung
führt dazu, dass viele Familien ihre
Wohnungen aufgegeben und in billige Motels am Stadtrand ziehen(Quelle: CNN). In
den Vorstädten bekommt man ein Zimmer für rund 600Dollar pro Monat.
Sinkt
jedoch die Anzahl der steuerzahlenden Einwohner mit festem Wohnsitz in bestimmten
Stadteilen, schwindet auch die Möglichkeit steuergestützte soziale Funktionen
wie Schulen, öffentliche Verkehrsmittel und Krankenhäuser auf kommunalem Niveau
zu erhalten.
Ich für
meinen Teil hoffe,
dass diese Entwicklungen nicht wegweisend für andere Industrienationen der Erde
sind.
Wenngleich
ich es befürchte! Weltweit sind Indikatoren für Veränderungen in diese Richtung
zu beobachten. Allgegenwärtig ist das Angebot von billigen Produkten mit
geringer Haltbarkeit, die meisten davon werden in Fernost produziert. So kostet
in Brasilien eine Motorradkette aus China weniger als die Hälfte einer im
eigenen Land hergestellten, durch die fehlende Bereitschaft (und Mittel?) der
Konsumenten den Differenzbetrag zu bezahlen wird es aber in absehbarer Zeit das
Produkt nicht mehr geben. Fällt der Konsument weg gibt es keinen Absatz und
auch keine Produktion mehr und dementsprechend schwinden die Arbeitsplätze.
Selbstverständlich
ist dieses Prinzip ebenso logisch wie es durch staatliche Interventionen zu
dämpfen wäre, doch trotzdem trifft man die Auswirkungen relativ ungebremst
überall auf der Erde an.
Beispielsweise
in Angola. Dort wird gerade das durch 30 Jahre Bürgerkrieg zerstörte
Straßennetz neu aufgebaut.
Ich konnte
selbst einen eindrucksvollen Eindruck davon gewinnen, nur statt Angolanern
stehen dort Chinesen mit der Schaufel in der Hand!
Im
Austausch gegen die immer notwendiger werdenden Rohstoffe für die eigene
expandierende Industrie macht China den Job alleine und bringt sozusagen als
Komplettservice auch gleich die Arbeiter mit. Das ist zwar nicht gerade eine
Maßnahme um zur Schaffung von Arbeitsplätzen in Afrika beizutragen, dafür aber
eine gute Möglichkeit für China die Statistik am eigenen Arbeitsmarkt zu
verschönern und seinen Status als starke und vielleicht sogar dominierende
Industrienation zu untermauern.
Wohin
das führt, wer weiß? Aber
es wird bestimmt spannend und manchmal auch sehr rührend sein diese
Entwicklungen zu beobachten.
In Nigeria
sprach ich einmal mit einem jungen Mann am Straßenrand, der sein schrottreifes
Moped durch den Busch schob. Hinter ihm ging seine Frau mit den Kindern. Ihm
war das Benzin ausgegangen und als ich ihm einen Liter abgeben wollte erzählte
er mir freudig, dass er auf dem Weg in die nächste Stadt sei um das Internet Kaffe
zu besuchen.
Schon im
nächsten Satz fragte er mich nach meiner Email Adresse und ob ich ihm nicht
etwas Geld für eine Handywertkarte geben könnte.
Nun, ich
hätte ihm lieber was für seine Kinder gegeben! Auf jeden Fall waren es noch
mehr als 30 Kilometer bis zum nächsten Internetkaffe und ich fand es irgendwie
sehr ergreifend welche Anstrengungen dieser Mensch auf sich nimmt und welches
Vertrauen er in die Möglichkeiten der modernen Technik setzt. Wie viele andere
Afrikaner verbringt er seine Zeit und sein Geld damit irgendwelche Menschen
irgendwo auf der Welt anzuschreiben, in der Hoffnung, dass sie ihm antworten
und helfen. In Angola sah ich Kriegsopfer die versuchten mit ihren Zehen
Mobiltelefone zu bedienen, weil sie ihre Hände verloren hatten.
Ebenso
spannend und voll von glücklichen und manchmal auch ergreifenden Momenten wird bestimmt auch
der noch bevorstehende Teil meiner Reise!
Geographisch
gesehen wird mich meine letzte große Etappe von Vladivostok kommend aus dem
fernen Osten zurück nach Europa bringen.
Den Rest
des Winters verbringe ich in Süd Afrika, nach meiner geliebten Heimat
Österreich, dem schönsten Platz den ich bis jetzt kennen lernen durfte. Nach 38
Tagen Seereise wird mein Motorrad im Januar zum zweitenmal Cape Town erreichen
und von dort werde ich im Frühling gegen Korea übersetzen.
Ich werde
in Afrika an meinem Buch schreiben und die Zeit finden die unzähligen
Erlebnisse meiner bisherigen Reise zu reflektieren.
Die Welt
mit dem eigenen Motorrad zu bereisen und dadurch ein Gefühl für die riesigen
Entfernungen zu bekommen ist ein atemberaubendes Erlebnis und lässt einen
erkennen in welch hochdynamischer Entwicklung wir uns ständig befinden sowie
welche Auswirkungen die fortschreitende weltweite Vernetzung der
Informationstechnologie auf jene Teile der Erde hat, wo parallel zu Eselkarren
auf Buschpisten, der Informationsaustausch nun mit Lichtgeschwindigkeit über
Glasfaserleitungen erfolgt. Die so erweckte Nachfrage nach neuen Trends und
Produkten wird in der Regel sofort gedeckt. Wenngleich manchmal auf humorvolle
und rührende Weise zugleich!
Als ich
durch den französischsprachigen Teil Kameruns fuhr waren gerade selbst bemalte
T-Shirts mit der Aufschrift „50 Sent“
en vogue!
Abschließend
möchte ich mich an dieser Stelle bei allen Leserinnen und Lesern, Freunden und
Bekannten für ihre Unterstützung sowie ihr Interesse an meinem Projekt und
meinen Berichten bedanken. Ich wünsche
Euch ein fröhliches und besinnliches Weihnachtsfest sowie ein erfolgreiches und
glückliches Jahr 2008!
Vergessen
wir nicht welch großes Privileg es ist mit all unseren Möglichkeiten, Träumen
und Ambitionen in Europa zu leben und die realistische Chance zu haben sie auch
wahr werden zu lassen. Träume gibt es überall auf der Welt, nur viele bekommen
nie die Chance sie zu leben!
Vergessen
wir das nicht und nützen wir die Weihnachtszeit auch dazu denen zu helfen die
es am notwendigsten brauchen. Den Kindern der dritten Welt!
Helfen wir gemeinsam, zögern wir
nicht!
Online
Spenden: www.unicef.at