Samstag, 20 Januar 07
Als wir gegen Mittag den
Grenzposten erreichen winken uns die Beamten freundlich herein. Nach wenigen
Minuten und einem freundlichen Gespräch können wir ausreisen und fahren über
den Grenzfluss. Nach Nigeria.
Wenn es in Afrika ein Land
gibt, über das man Vieles und meistens auch Schlechtes hört, dann ist es
Nigeria. Es gibt immer wieder bewaffnete Raubüberfälle in den großen Städten
und sehr oft korrupte Militär bzw. Polizeikontrollen.
Jeder der Afrika am Landweg
und mit dem eigenen Fahrzeug durchqueren will, hat schon einen gewissen Respekt
vor diesem Land.
Der Großteil der Bevölkerung
ist sehr arm, es leben über 120 Millionen Menschen in Nigeria und im
Allgemeinen ist das Land sicherheitstechnisch nicht völlig unter Kontrolle.
Dazu kommen professionell
agierende Verbrechersyndikate, die sich mitunter auch als Polizisten ausgeben
und selbstverständlich die Größe des Landes mit den vielen unterschiedlichen
Bevölkerungsgruppen, die nicht unbedingt im Frieden miteinander leben.
So ist der Norden des Landes
streng Moslemisch. Dort wurde mit der Sharia wieder
die strenge Rechtssprechung gemäß des Koran
eingeführt.
Dieben wird die Hand
abgehackt und der Umgang mit Frauen in der Öffentlichkeit gilt als verboten.
Im Süden wiederum herrscht
im Moment ziemliches Chaos und neben den terroristischen
Übergriffen auf ausländische
Ölfirmen ist mit brutaler Straßenkriminalität in den großen Städten zu rechnen.
Aus all diesen Informationen
die zur Verfügung standen war es jetzt wichtig eine mögliche Reiseroute durch
das Land zu finden und natürlich das Risiko so gering wie nur möglich zu
halten.
Aus diesem Grund haben wir
uns für eine Durchquerung in der Mitte entschieden. Erstens fahren wir so viel
über Buschpisten und Strassen dritter Ordnung mit kaum Verkehr und zweitens
umfahren wir so die großen Städte und die zahlreichen Kontrollposten und
Straßensperren.
Urwaldwege werden auch in
Nigeria nicht unbedingt stark frequentiert, da es ja ein ausgezeichnetes
Straßennetz gibt.
Wenige Meter vor der Brücke
geht mir noch einmal alles durch den Kopf was ich über dieses Land gehört habe
und ich muss zugeben, ich bin ein wenig besorgt.
Einige Sekunden später sind
wir dann selber dort.
Der Beamte am Grenzposten
deutet uns anzuhalten und die Maschinen abzustellen. In seiner Hand hält er
eine Pistole und fragt nach dem Visum. Wie wir ihm das Visum zeigen will er
unsere Reiseabsicht sowie die Route wissen. Als wir darauf antworten, dass wir
Nigeria in Richtung Kamerun durchreisen wollen sagt er sogleich, dass wir nur
ein Transitvisum bekommen können.
Wir weisen den Mann darauf
hin, dass wir ein Visum für 30 Tage haben und, dass wir kein neues Visum kaufen
zu brauchen.
Darauf muss er mit seinem
Chef telefonieren. Freilich gibt es kein Telefon am Grenzposten und für sein
Handy hat der Mann keinen Kredit.
Nach etwa 15 Minute bringt
jemand eine neue Wertkarte und er kann seinen Boss kontaktieren. Dieser
bestätigt ihm, dass Reisende mit gültigem Visum kein neues Visum brauchen und
so bekommen wir nach einer halben Stunde unseren Einreisestempel.
Als der Beamte mit seiner
Arbeit fertig ist, bittet er mich alleine zu sich ins Büro. Irgendwie weiß ich
was jetzt kommt, er legt seine Waffe auf den Tisch und fragt mich ganz einfach
nach Geld. Darauf bedanke ich mich bei ihm für seine Arbeit und versichere ihm,
dass ich froh bin in Nigeria angekommen zu sein.
Darauf wiederholt er seine
Forderung und droht damit wieder seinen Chef zu verständigen um sich
rückzuversichern ob wir nun wirklich einreisen dürfen. Darauf hin deute ich aus
dem Fenster auf mein Motorrad und zeige auf das Unicef
Logo. Wie er das Telefon in die Hand nimmt, lasse ich ihn wissen, dass ich für Unicef unterwegs bin, mich für die Kinder von Afrika
einsetze und seinen Chef gerne selber sprechen würde.
Darauf wünscht er mir
erwartungsgemäß eine gute Weiterfahrt.
Gut, die erste Hürde haben
wir genommen, es geht aber gerade erst los.
Der nächste Weg führt uns
zum Zoll um die Motorräder einzuführen. Als wir vor der Baracke anhalten werden
wir unerwartet freundlich begrüßt und der Beamte erzählt mir von seinem Sohn,
der in Innsbruck lebt. Damit war der Rest einfach, ich erzähle von der
Schönheit Nigerias und der gute Mann von der Österreichs. Es gibt einen Stempel
ins Carnet und wir können weiterfahren.
Die teilweise sehr gute
Piste führt durch den Busch entlang von kleinen Dörfern.
Bei einem dieser Dörfer
stoppt uns ein Mann in Zivil. Er will unsere Pässe sehen. Darauf hin frage ich
ihn nach seinem Ausweis, doch er trägt ihn nicht bei sich.
Zum Glück wohnt der Mann in
der Nähe und er ist wirklich Polizist. Nach wenigen Minuten kehrt er ganz außer
Atem zurück und zeigt uns seinen Ausweis. Darauf hin zeige auch ich meinen Pass
her und wir geben uns die Hand.
Die Reise geht weiter.
Wieder in einem anderen Dorf
werden wir von der Polizei gestoppt. Quer über die Strasse liegen Nagelbretter
und 5 Mann deuten uns sofort zu stoppen. Als wir unseren Pass hervorholen
wollen, sagt einer der Männer, wir dürften nicht mehr weiterfahren. Angeblich
haben wir einen Polizeicheckpoint überfahren und bei einer Straßensperre nicht
angehalten.
Als wir jedoch auf die
Nagelbretter und Waffen der Männer deuten und erwähnen, dass wir bei der
Polizei immer anhalten, läst man uns passieren.
Bis jetzt läuft alles mal
nicht so schlecht. Die Präsenz der Sicherheitskräfte ist zwar extrem hoch, aber
im Prinzip läuft alles korrekt ab.
Über Buschpisten geht es
weiter. Je schmaler und abgelegener der Pistenverlauf ist, desto problemloser
ist auch das Vorankommen.
Es ist schon ein tolles
Erlebnis diese Teile des Landes zu sehen. Den Blicken
der Einheimischen nach zu schließen, haben sie noch nicht viele Motorradfahrer
gesehen.
Gegen Abend schaffen wir es
nicht mehr in die nächste große Stadt und so beschließen wir einfach in einem
kleinen Dorf beim Polizeiposten zu
fragen, ob wir dort übernachten dürfen.
Die Beamten sind äußerst
freundlich und man bietet uns sofort an, das Zelt vor ihrem Posten aufzuschlagen.
Ganz einfach ist die
Situation natürlich auch für die Polizei nicht, denn schließlich hat auch der
Dorfchef noch ein Wort mitzureden. Er kommt offiziell mit Gefolgschaft vorbei
und erkundigt sich bei den Polizisten ob auch alles mit rechten Dingen zugeht. Gemäss alter afrikanischer Tradition ist nämlich der Chef
de Village alleine für das Wohl der Leute in seinem
Dorf verantwortlich, und nicht die Polizei.
Er will wissen, ob wir
ehrbare Leute sind und ob unsere Übernachtung für sein Dorf keine Gefahr darstellt.
Nach einer kurzen Diskussion ist der Chef aber beruhigt und lässt uns gewähren.
Wir packen den Kocher aus
und es gibt Pasta mit Tomatensauce.
Freilich sind die vielen
Kinder nicht weit, die ständig genau im Auge behalten, was die weißen Männer da
so treiben.
Sonntag, 21. Januar 2007
Nach einem guten Kaffe mit
den Jungs von der nigerianischen Polizei geht es zurück auf die Piste. Durch
einsame Landschaft geht es über verschlungene Buschwege weiter in Richtung
Hauptstadt.
Die 150 Pistenkilometer bis
zur nächsten Asphaltstrasse sind bei weit über 30 Grad teilweise recht
anstrengend, das Fahren macht aber auch mit der schwer beladenen Maschine
irrsinnig viel Spaß.
Gegen Abend erreichen wir
dann die kleine Stadt Jabba in der es einmal ein
schönes Guesthouse gab. Dieses legendäre Hotel liegt
auch immer noch auf einem Felsen hoch über dem Nigerfluss, leider ist es aber
mittlerweile geschlossen.
Uns bleibt keine andere
Möglichkeit als in einer üblen Truckerraststätte für fast 20 Dollar pro Person
zu übernachten. Das ist schon verdammt viel für Nigeria und den miesen Standart
des Etablissements.
Als wir am Abend, nur wenige
Meter vor dem Hotel noch etwas Trinken wollen, kommen drei Männer auf uns zu,
halten uns auf und sagen, dass sie unsere Motorräder haben wollen. Dem
Verhalten und dem Alkoholgeruch der Drei nach zu schließen, sieht die Sache
nicht besonders nach Spaß aus.
Die Männer versperren uns den
Weg und wiederholen ihre Forderung. Das Einzige was uns jetzt überbleibt ist
die Sache lustig zu nehmen. Wir fragen, ob sie denn überhaupt einen
Führerschein haben, und wissen wie schwer es ist mit einem großen Motorrad im
Sand zu fahren.
Außerdem erzähle ich ihnen,
dass ein Zylinder gut 3 Liter Benzin auf 100 Kilometer verbraucht, und zwei
Zylinder dann sogar 6 Liter brauchen. Drauf sagen sie offenbar ganz erstaunt
Oh, Ah, Uh...
Auf jeden Fall ist das Eis
jetzt gebrochen und wir lachen alle miteinander. Als einer der Männer dann
meinen Reisebegleiter fragt, ob er ihn nicht als Sohn adoptieren möchte, sind
wir restlos davon überzeugt, dass es Zeit ist zu gehen.
Die Nacht über schlafen wir
recht gut und ziemlich ermüdet.
Montag, 22. Januar 2007
Als wir heute unsere Reise
nach Abuja fortsetzen wollen, gibt es in der Früh
noch eine Überraschung. Beim ersten Checkpoint will mir einer der Polizisten
offenbar seine besondere Zuneigung beweisen. Er umarmt mich mit seiner linken
Hand und drückt mir dabei mit seiner Rechten seinen Gewehrlauf gegen die Brust.
Dabei sagt er mir ins Ohr, ob ich nicht vielleicht ein paar Dollar für ihn
habe. Ganz erstaunt antworte ich, dass man in Nigeria doch mit Naira bezahlt und ich darum keine Dollar bei mir habe.
Darauf fängt er an zu
lachen, schüttelt mir die Hand und deutet weiterfahren.
Im Laufe des Tages werden
wir noch bei vielen Checkpoints angehalten und mittlerweile muss ich sagen,
dass ich eigentlich noch nirgendwo in Afrika so lustige und meist auch
freundliche Kontrollen erlebt habe.
Der erste Anschein ist zwar
meist bedrohlich, wenn die Männer mit Sturmgewehren und Nagelbrettern die
Strasse sperren und Fahrzeuge aufhalten, nach einem kurzen Gespräch und ein
paar freundlichen Worten sieht aber die Situation immer anders aus. Wir dürfen
selten einen Checkpoint verlassen, ehe wir nicht jedem Beamten die Hand gegeben
haben und man uns gute Weiterfahrt gewünscht hat.
Natürlich fragen viele
Polizisten ob man ein Geschenk für sie hat, wenn man aber nichts dabei hat, ist
es genauso in Ordnung und mit etwas Humor ist jede Situation gut zu meistern.
Man darf nicht vergessen,
dass diese Männer extrem schlecht und manchmal lange Zeit auch gar nicht
bezahlt werden. Ihr Job ist zudem extrem gefährlich, wenn man bedenkt, dass sie
auf der Strasse stehen, damit eben keine Banditen dort stehen.
Auf teilweise holprigen Schlaglochasphalt und
vorbei an einigen Buschfeuern, erreichen wir gegen Nachmittag dann Abuja.
Die Hauptstadt ist so
unterschiedlich vom ländlichen Nigeria wie man sich das nur vorstellen kann.
Die Stadtautobahnen erinnern an Los Angeles und die Märkte und Basare an eine
orientalische Metropole.
Stadtautobahnen
Basar
Den Abend verbringen wir im Hotel
African Safari, in dem es automatisch einen Discountpreis gibt, ohne dass wir
danach fragen. Das hat man auch noch nirgends gesehen. Ja, Nigeria ist eben
anders.
Dienstag, 23. Januar 2007
Heute ist ein Arbeitstag im
klassischen Sinne eines Fernreisenden. Zuerst fahren wir auf die Botschaft von
Angola. Dort sagt man uns, dass die Botschaft heute nicht arbeitet und wir
morgen wieder kommen sollen.
Das war eigentlich für
Angola auch nicht anders zu erwarten und wir machen uns sogleich auf den Weg nach
der Botschaft von Kamerun zu suchen. Das ist allerdings nicht ganz einfach,
denn es gibt in Nigeria werde ein Telefonbuch, noch sonst eine offizielle
Stelle, wo man eine Adresse erfragen könnte. Nach einigen lustigen Taxifahrten
durch das riesige Abuja kommen wir endlich ins Botschaftsviertel.
Dort sieht es dann aber
etwas anders aus als in anderen Städten dieser Welt. Die meisten Länder sind
nur durch eine Flagge oder ein Schild vertreten! Das Botschaftsviertel
befindet sich seit einigen Jahren im Aufbau und die meisten
Auslandsvertretungen sind immer noch Baugrundstücke. Etwas amüsiert über die
Tatsache, dass ich gerade ein paar Stunden nach einem Rübenacker gesucht habe,
beschließe ich der Irakischen Botschaft einen Besuch abzustatten. Wie man sieht
mit Erfolg.
Und das eigentlich gesuchte
Anwesen der Kamerunbotschaft wird momentan so repräsentiert.
Für uns bedeutet das jetzt
einmal, dass wir in den Süden des Landes müssen. In Calabar
gibt es ein Konsulat von Kamerun und dort können wir dann unser Ansuchen
stellen.
Im Laufe des Nachmittags
machen wir uns auf den Weg zurück zum Hotel, ohne viel weitergebracht zu haben.
Wenigsten sehen wir noch ein paar schöne Eindrücke von Abuja,
der schönsten und angenehmsten afrikanischen Hauptstadt die ich bis jetzt
gesehen habe.
Danach gehe ich noch
gemütlich in der Nachbarschaft laufen.
Als ich mich am Abend dann
in die Hotellounge setzte um noch etwas am Computer zu arbeiten vernehme ich
ein seltsames Geräusch unter dem Tisch. Nach genauerer Untersuchung der
Lärmquelle stelle ich fest, dass es sich um den laut schnarchenden Hotelboy
handelt.
Mittwoch, 24. Januar 2007
Als wir uns heute zum
zweiten Mal auf den Weg zur Botschaft von Angola machen erwarten wir uns nicht
allzu viel.
Vor dem Botschaftsgebäude
steht bereits eine Schlange von wartenden Geschäftsleuten und das Betreten des
Geländes ist generell verboten.
Durch ein kleines Fenster
mit Gitterstäben werden die Antragsteller auf die Strasse hinaus bedient. Auf
den Mauern liegen Stacheldrahtrollen und die Wachleute tragen Sturmgewehre.
Plötzlich erkennen wir unter
den wartenden einen Radfahrer. Jan ist aus Tschechien und will mit dem Fahrrad
nach Kapstadt. Er versucht gerade den verständnislos blickenden Businessleuten
zu erklären, warum jemand mit dem Fahrrad durch Afrika fährt.
Nach ungefähr einer Stunde
werden wir zum Fenster gerufen. Ich machen den Anfang und lege mein Dosier mit
Formularen und Empfehlungsschreiben vor. Dazu erwähne ich sofort, dass seine
Excellenz der Botschafter von Angola in Lome bereits
seine Excellenz den Botschafter in Abuja über meine
Ankunft informiert hat, mein Ansuchen in Lome
höchstpersönlich mit Empfehlungsschreiben akkreditiert hat und meine dringende
Arbeit es unumgänglich macht, dass das Visum noch heute ausgestellt wird.
Darauf braucht der
zuständige Beamte einmal eine kurze Pause und zieht sich zurück um meine
Formulare zum Botschafter zu bringen. Kurz darauf erhalte ich meinen Reisepass
und mein Visum. Mir bleibt für einen Moment die Sprache weg, ganz so einfach
hätte ich es nicht erwartet.
Nach einigen bangen halben
Stunden passiert dann etwas fast Lustiges. Der Beamte erscheint am Gitter und
meint zu meinen Freunden, dass auch sie ein Ansuchen stellen dürfen. Einzig die
Formulare sind ausgegangen und sie müssten selber welche kopieren fahren.
Wenige Minuten später kommt Taco mit einem Taxi zurück und versorgt die Botschaft
wieder mit dem nötigen Material. Es kann weiter gehen. Nervenaufreibende
Minuten verstreichen, die Formulare werden hastig auf der Strasse ausgefüllt
und der Beamte ruft aus dem Fenster, dass die Konsularabteilung gleich schließt
und wer nicht schnell genug fertig ist, kein Visum bekommt.
Es geht zu wie in einem
schlechten Film. Nachdem dann 60 US Dollar, wie immer nur in US Dollar zahlbar,
pro Person den Besitzer gewechselt haben, passiert das Unglaubliche.
Der Beamte übergibt
schließlich Allen!! das vielbegehrte Visum. Gültig
für 60 Tage Einreise, Aufenthalt 30 Tage und doppelter Eintritt.
Drei glückliche Reisende haben es also geschafft.....
Nach einem herzlichen
Dankeschön und einer kurzen Feierlichkeit beim nächsten Wirten
geht es zurück ins Hotel.
Ich mache mich heute wieder
auf den Weg auf die Laufstrecke und muss sagen, dass Abuja
wirklich eine tolle Stadt ist. So ungestört wie hier, konnte ich in Afrika
selten Laufen gehen.
Morgen geht unser Reise dann
wieder weiter.
Wir haben das Visum für
Angola im Reisepass und damit ist zumindest der Weg durch den bürokratischen
Dschungel Afrikas geöffnet.
Was nun vor uns liegt ist
der echte Dschungel.
Wir müssen nun hoffen, dass
wir noch gerade vor dem Beginn der Regenzeit durch die Urwaldpisten Kameruns
kommen und wir werden im Kongo sowie in Angola auf die teilweise schlechtesten
Pisten Afrikas treffen. Fahrer und Material werden noch auf eine harte Probe
gestellt werden, bis es endlich soweit ist und wir die Grenze zu Namibia
überqueren und auf mich mein nächstes UNICEF Projekt
wartet.
Donnerstag, 25. Januar 07
Wir fahren heute in Richtung
Süden gegen Calabar. Die Strasse führt anfangs noch
durch trockenes Grassland und dann schließlich durch immergrünen Wald.
Als wir den Nigerfluss
wieder überqueren, ändern sich das Klima und die Vegetation fast schlagartig.
Es gibt immer mehr Palmen
und die Luftfeuchtigkeit wird immer stärker. Unter der Motorradjacke bleibt das
Shirt nun kaum mehr trocken.
Den Abend verbringen wir in
einem lustigen Hotel und Freizeitzentrum. Im etwas abgelegenen
Prinzessgarden Die Gäste sind mehr oder weniger
erlesene Nigerianische Geschäftsleute, die Stille und Ruhe abseits der
Großstadt schätzen. Vor der Zimmertür nimmt ein Mann mit Gewehr platz und
dieses Schild an der Türe ist durchaus ernst gemeint.
Freitag, 26. Januar 07
Nach einer angenehmen Nacht
geht es heute weiter. Da wir auf unserem Weg nach Calabar
sowieso sehr nahe an der Grenze zu Kamerun vorbei müssen, beschließen wir
einfach unser Glück zu versuchen und zu probieren ob wir ein Visum direkt an
der Grenze bekommen können. In der Vergangenheit war das ohne Probleme möglich.
Die Strecke führt vorbei an
afrikanische Lehmhütten und die Landbevölkerung verrichtet alle ihre Arbeit
noch von Hand.
Bevor man die kamerunische Grenze erreicht kommt man noch in die kleine
Stadt Ikom. Dort gibt es einen Geldwechsler. Dieser
Mann hat sein Büro mitten in den Markstrassen der Stadt und man kann ihn nur
durch die Hilfe der Einheimischen finden.
Hier wechseln wir einen Teil
unserer nigerianische Naira
in kamerunische CFA.
Was noch zu früh ist, wie
sich später herausstellt.
Auf jeden Fall kommen wir
nach rund 20 weiteren Kilometern an die Grenze und die nigerianischen Beamten
wollen uns schon ausstempeln.
Im letzten Moment, wie der
Polizist den Stempel schon in der Hand hat, sage ich, dass wir noch kein Visum
haben und er mit dem Ausreisestempel noch warten soll.
Ist der nämlich einmal im
Pass, gibt es kein zurück mehr in das Land und wenn es kein Visum für das
Nachfolgeland gibt, auch kein Weiterkommen.
Ich werde also heute mein
Glück ohne Reisepass und zu Fuß versuchen und einfach in Kamerun fragen ob wir
einreisen dürfen. Ohne irgendetwas überquere ich darauf die Brücke über den
Grenzfluss und fühle mich etwas verloren.
Als mich der kamerunische Grenzbeamte sieht, traut er seinen Augen
nicht. Da kommt ein weißer Mann ohne Gepäck und Fahrzeug zu Fuß über die
Grenze. Noch dazu mit einem T- Shirt der nigerianischen Fußballnationalmannschaft!
Ich höre so etwas wie „what the fuck“ und dann auf
französisch die üblichen Fragen nach Visum, Pass und Reiseziel.
Als ich darauf antworte,
dass ich weder Pass noch Visum habe und eigentlich nur einmal kurz vorbeikommen
wollte um zu fragen, ob man ein Visum an der Grenze bekommen könnte, greift der
Soldat nach seiner Pistole um dann kurz darauf zu lachen zu beginnen.
Er bittet mich herein und
fragt, wie ich denn ohne Pass überhaupt hierher gekommen bin. Darauf antworte
ich, dass die nigerianischen Kollegen so nett waren und mich ohne Papiere und
zu Fuß passieren ließen.
Leider ist es nicht mehr
möglich an den Landgrenzen ein Visum zu bekommen und ich muss wieder zurück
marschieren.
Die Männer auf der nigerianische Seite finden das offenbar lustig und klopfen
mir auf die Schulter.
Auf jeden Fall bedeutet das,
dass wir eben doch nach Calabar fahren müssen und nun
bis am Montag Zeit haben, ein angenehmes Wochenende am Meer zu verbringen.
Nicht freilich, ohne noch
einmal in Ikom das Geld zurück zu wechseln. Der
Geldwechsler denkt sich seinen Teil, aber wenigstens ist unsere Rate gleich wie
beim ersten Mal. Auch wenn wir versprechen müssen, vor unserer endgültigen
Ausreise wieder zu ihm zu kommen.
Gegen Abend und mehr als 500
Tageskilometern erreichen wir Calabar.
Total ermüdet endet der Tag
im Hotel.
Samstag, 27. Januar 07
In Calabar
laufen einige Dinge etwas anders als in Abuja. Das
lernen wir heute Vormittag als wir zum Bankomaten
wollen.
Es gibt hier nämlich weder
Benzin noch Strom von Seite der Stadt oder der Regierung.
Die sonst recht moderne
Stadt am Meer wird fast rein über den Schwarzmarkt versorgt!
Hat zum Beispiel eine Bank
keinen eigenen Stromgenerator, kann sie nicht arbeiten. Das
selbe gilt natürlich auch für computerisierte Automatentransaktionen und
Telefonleitungen.
Am Samstag werfen die Banken
ihre Generatoren nicht an und es gibt auch kein Geld.
Da man in Nigeria aber
Hotelzimmer im Voraus bezahlen muss, ist die Sache nicht ganz einfach. Wir
enden wieder mal in einer Garage im Hafen, wo ein Geldwechsler heimlich seine
Geschäfte macht.
Dort wechseln wir Euro in Naira zu einem ganz akzeptablen Kurs. Wir erklären dem Mann
einfach, dass es ein Schande ist, wie die Regierung
hier die Leute leiden läst und auf der anderen Seite astronomische Einnahmen
für Rohstoffe aus dem Ausland kassiert.
Darauf sind wir seine
Freunde und wir machen ein gutes Geschäft.
Es ist schon sehr hart hier
für die Menschen, wie überall in Afrika geht das Geld einfach in andere Kanäle
und die Menschen haben nichts davon.
Am Nachmittag gehe ich eine
Runde laufen und genieße dann den wunderschönen Sonnenuntergang von meiner
Terrasse.
Sonntag, 28. Januar 2007
Heute ist ein wunderschöner
Tag zum Erholen. Aufgrund der großen Hitze und Luftfeuchtigkeit verlege ich mein
Lauftraining auf die frühen Morgenstunden.
Gegen Mittag geht es dann
zur Betankung der Fahrzeuge. Offiziell gibt es in Calabar
keinen Sprit und der Schwarzmarkt blüht nur so. Die Preise sind natürlich
dementsprechend hoch. Ein Liter kostet schon etwas über ein Euro fünfzig,
Tendenz steigend! Die Schwarzmarkttankstellen müssen sich zudem noch gut
tarnen, wenn die Polizei so eine Station aushebt, wird der Treibstoff
beschlagnahmt und der Betreiber bestraft.
Ich bin froh, dass wir einen
bewachten Parkplatz bei unserem Hotel haben. Ich glaube, ein voller Benzintank
würde hier kaum eine Nacht auf der Strasse überleben.
Den restlichen Tag über
verbringe ich mit Arbeit am Computer und den Schreiben von Berichten.
Es gibt sogar ein recht
gutes Internet Cafe mit einem funktionierendem
Stromgenerator.
Denn, nur wer Strom hat kann
auch ins Internet. Energie ist nicht selbstverständlich, zumindest nicht
überall auf der Welt.
Montag, 29. Januar 2007
Als wir heute auf die
Botschaft von Kamerun kommen, hat diese aus irgendeinem unerfindlichen Grund
geschlossen. Visumansuchen werden heute nicht bearbeitet und
Wir müssen morgen wieder
kommen.
Wir beschließen heute den
freien Tag für eine Bootsfahrt zu nützen.
Mit dem Schnellboot geht es durch
das Delta des Calabarfluss durch einsame
Wasserstrassen in den Regenwald.
Wir fahren in die ehemalige
Kolonial und Handelsstadt Creek Town.
Dieses kleine Dschungeldorf
ist über den Wasserweg zu erreichen und Tourismus ist weitgehend unbekannt. Die
Männer im Dorf heißen uns willkommen und bieten uns Hundefleisch an. Hier eine
Spezialität, wir lehnen aber dankend ab.
Dienstag, 30. Januar 2007
Heute arbeitet auch die
Botschaft von Kamerun wieder und wir bekommen nach nur drei Stunden Wartezeit
endlich unser Visum. Die Reise kann somit weitergehen.
In Calabar
schlägt auch heute jeder Versuch fehl irgendwo Geld abzuheben. Die Banken haben
zwar Strom durch ihre hauseigenen Generatoren, die Telefonverbindung ist jedoch
dauerhaft unterbrochen. Keiner der Bankomaten
funktioniert.
Zum Glück sind die
Motorräder bereits aufgetankt und wir können uns auf den Weg zur Grenze machen.
Ohne Geld in der Tasche
fahren wir los und hoffen, dass es zu keinen unvorhergesehenen Problemen kommt.
Alles geht gut, und wir sind
sehr glücklich als wir am späten Nachmittag die Grenze zu Kamerun erreichen.
Nach einem kurzen Interview
durch die nigerianische Polizei sowie einigen Fragen an der Zollstation
bekommen wir unseren Ausreisestempel und können über die Brücke nach Kamerun
fahren.
Die kamerunischen
Beamten empfangen uns äußerst freundlich und erlauben uns sogleich die
Motorräder während der Nacht an ihrem Posten zu parken.
Im der kleinen Grenzstadt Ekok gibt es zwar ein Hotel, einen sicheren Parkplatz für
die Fahrzeuge jedoch nicht.