Sonntag, 22. Juni 2008
Im
Morgengrauen hebt die British Airways Maschine von Cape Town International ab
und schwenkt über die Stadt gegen Norden. Zwei Stunden später kann ich unter
mir bereits die Umrisse von Johannesburg
erkennen.
Von Johannesburg
führt mich meine weitere Reise für einen Zwischenstop nach Dubai und rund 20
Stunden später erreiche ich Korea.
Montag, 23.
Juni 2008
Ich bin in
Asien. Seoul begrüßt mich mit angenehmen 30 Grad und drückender Schwüle. In ca.
zwei Wochen beginnt der Sommermonsun und durch das herannahende Drucksystem
gehen bereits die ersten Regenfälle über der Stadt nieder.
Transporttechnisch
erweist sich meine Ankunft nicht ganz so reibungslos wie erwartet. Mein Gepäck
hat es nicht nach Korea geschafft und ich stehe vorerst einmal ohne da!
Wie es
aussieht ist der Koffer in Dubai hängen geblieben und wird morgen
nachgeschickt.
So bin ich
wieder einigermaßen beruhigt und nehme den Airportbus ins Zentrum von Seoul.
Ich werde
hier rund 2 Wochen bleiben und habe meinen Aufenthalt bereits in einer recht
netten Herberge gebucht. Das Guesthouse ist an eine TaeKwonDo Schule
angeschlossen und die Zimmer sind sehr sauber und freundlich.
Dienstag,
24. Juli 2008
Mein erster
Weg führt mich auf die Bank um etwas Geld abzuheben.
Während es
in Westafrika durchaus eine ganze Woche dauern kann bis man einen Bankomaten
findet der Strom hat und auch sonst einwandfrei funktioniert, so ergeben sich
im modernen Korea mitunter andere Schwierigkeiten die auch nicht zu
unterschätzen sind.
Bankomaten
sind zwar überall ausreichend vorhanden, viele davon kommunizieren allerdings
nur auf Koreanisch. Nach längerem Suchen und der freundlichen Unterstützung
unzähliger Passanten und Polizisten gelingt es mir die offenbar einzige
internationale Geldausgabemaschine der Nachbarschaft ausfindig zu machen.
Interessanter Weise steht diese in einem Seven Eleven Supermarkt. Darauf hätte ich auch selber kommen können,
von Süd Afrika bis Panama gibt es Bankomaten bei Seven Eleven.
Mittwoch, 25. Juni 2008
Heute
kontaktiere ich meinen Shippingagenten um herauszufinden wo sich mein Motorrad
gerade befindet. Wendy, meine Kontaktperson in Seoul, spricht ausgezeichnetes Englisch
und trifft sich sofort mit mir. Durch Zufall ist ihr Büro sogar ganz in der
Nähe von meiner Herberge und ich kann zu Fuß hingehen.
Wie es
aussieht wird mein Motorrad planmäßig am 1 Juli im Hafen von Pusan
ankommen. Nach der Entladung bzw. der Überprüfung
durch den Zoll wird die Maschine dort samt Crate auf einen Truck verladen und
direkt zur Autofähre nach Sokcho transportiert. Dort nehme ich dann das Bike
entgegen, baue es wieder zusammen, fahre aufs Schiff und bin einen Tag später
in Russland. Perfekt!
Donnerstag,
26. Juni 2008 – Sonntag, 29. Juni 2008
Das kommende Wochenende verbringe ich damit mir Seoul und die Umgebung anzusehen. Die Stadt am Han River ist im wahrsten Sinne des Wortes riesig. Alleine im Zentrum der Metropole leben mehr als 10 Millionen Einwohner und gemeinsam mit ihren Satellitenstätten, Incheon und Gyeonggi-do, beläuft sich die Gesamtbevölkerung im Seoul National Capital Area auf beeindruckende 23 Millionen Menschen.
Modernes Zentrum von Seoul - Erholungsraum Cheong Gye Cheon Fluss
Traditionelles Zentrum von Seoul - Parade vor dem Gyeongbokgung Palast
Korea ist eine überaus faszinierende Nation und bietet dem Reisenden kulturelle Abwechslung wie kaum ein anderes Land. Neben traditionellen Palästen und Tempeln sind modernste Shoppingzentren allgegenwärtig und Kinos werben mit den neuesten Produktionen aus Hollywood.
Ein wenig
abseits der modernen Hightechwelt findet man jedoch ausgiebige Erholungsräume
mit verträumten Parkanlagen und Tempeln.
Besonders interessant ist natürlich die Koreanische Küche.
Die Speisen bestehen meist aus frischem Gemüse, Reis und Fisch. Nach Saison und
Art der Speise werden die Gerichte mit allerlei Gewürzen verfeinert und
zusammen mit einer heißen Suppe serviert. Durch die Vielfalt der Beilagen ist
so gut wie jede Speise ein wahrer Gaumenschmaus. Auch wenn die Auswahl für den
Touristen meist nach dem Prinzip Zufall erfolgt kann man sich getrost auf ein
gutes Essen freuen.
Montag, 30. Juni 2008
Natürlich mache ich auch eine Tour zur DMZ, der
demilitarisierten Zone Koreas. Diese Grenze trennt das kommunistische
Nord- vom modernen Südkorea und stellt den
letzten „Eisernen Vorhang“ der Welt dar.
Als Japans Besatzungsarmee nach Ende des zweiten Weltkrieges
aus Korea abzog teilten Amerika und die damalige Sowjetunion das Land in zwei
Hälften. Die Grenze wurde etwa um den 38. Breitengrad gezogen.
Während sich der Süden zu einem liberalen Staat entwickelte
bildete sich im Norden ein kommunistisches Regime. Beide Staaten erhoben
schließlich Anspruch auf die Kontrolle der gesamten Halbinsel und der Konflikt
führte 1950 zum Koreakrieg.
1953 wurde ein Waffenstillstandsabkommen geschlossen welches die Bildung einer 2 x 2km breiten entmilitarisierten Zone entlang der Demarkationslinie regelte. Diese schwerst befestigte Grenze der Welt existiert bis heute und in ihren Stellungen sind ständig bis zu 2 Millionen Soldaten stationiert.
Die
Freedom Bridge am 38. Breitengrad - Das Ende der Welt aus der Sicht Südkoreas
Wachturm
am „Eisernen Vorhang“
Weltpolitische Veränderungen, wie der Zusammenbruch der Sowjetunion sowie die immer stärke Ausrichtung Chinas als global agierende Industrienation, gingen selbst an Nordkorea nicht spurlos vorbei. Immer verlockender wurde der Ruf des Westens und schließlich einigten sich die Präsidenten der beiden Koreas auf intensive Annäherungs- und Friedensgespräche. Als Zeichen des guten Willens zur Kooperation mit dem Westen zerstörte Nordkorea vergangene Woche sogar einen Reaktor zur Produktion waffenfähigen Plutoniums. Auch wenn sich die beiden Länder weiterhin offiziell im Krieg befinden, wird es wohl nur mehr eine Frage der Zeit sein bis endlich die Mauer fällt und die Wende kommt.
Trotz erfolgreicher Versöhnungspolitik mit dem Norden erlebt
Südkoreas neu gewählter Präsident Lee Myung Bak harte Zeiten. Der Staat blieb
nicht verschont von den weltweiten Preisanstiegen von Lebensmitteln und
Treibstoffen und schon seit etwa einem Monat wird Seoul von heftigen
Demonstrationen und Unruhen erschüttert.
Einer der Hauptgründe, die bis zu 700000 Menschen durch die
Strassen marschieren ließen, war die
geplante Öffnung des Koreanischen Marktes für US Amerikanische Fleischimporte.
Durch billige Importgüter würden heimische Erzeugnisse ihre Konkurrenzfähigkeit
verlieren und schließlich die Wirtschaft geschädigt, so die Befürchtungen der
Kritiker. Verfolgt man die weltweiten
Auswirkungen der jüngsten Nahrungsmittelkrise, so sind diese
Befürchtungen nicht leicht zu entkräften und Präsident Lee hat durch den
„Fleischdeal“ einen großen Teil seiner Glaubwürdigkeit verloren.
Das Zentrum von Seoul ist momentan von Tausenden Polizisten
abgeriegelt und rund um das Regierungsviertel sind Wasserwerfer und Panzerwagen
stationiert.
Am Wochenende kam es wiederholt zu schweren Zusammenstößen
zwischen Demonstranten und der Polizei.
Das Viertel um die Amerikanische Botschaft gleicht nun einem Schlachtfeld mit umgestürzten
Autobussen und eingeschlagenen Scheiben.
Es ist teilweise erschreckend, hautnah zu erleben welche Auswirkungen aktuelle globalpolitische Entwicklungen real auf die Welt haben und in welcher Weise sie sich an allen Ecken und Enden niederschlagen. Nach den xenophobischen Übergriffen in den von Armut gebeutelten Townships Süd Afrikas, erlebt nun Korea die vielleicht schlimmsten Unruhen seiner jüngeren Geschichte. Aufgrund der dadurch entstandenen Regierungskrise musste Präsident Lee bereits einen großen Teil seines Kabinetts austauschen und es bleibt zu hoffen, dass im Interessenskonflikt bald eine friedliche Lösung gefunden wird.
Dienstag, 1. Juli 2008
Als ich mich heute mit Wendy zum Abendessen treffe erfahre ich, dass mein Motorrad bereits gestern Abend in Pusan angekommen ist. Die Entladung der Container erfolgte außerdem planmäßig und bereits am Donnerstag wird mein Motorrad per Lastwagen zur Autofähre nach Sokcho transportiert. Dort kann ich die Maschine bereits am Samstag entgegennehmen, zusammenbauen und auf die Fähre fahren. Die geplante Abfahrt nach Zarubino ist dann Sonntag 15:00. Besser kann es eigentlich gar nicht laufen und ich freue mich auf die ein paar weitere entspannte Tage in Seoul, einer riesigen aber sehr angenehmen Stadt!
Mittwoch, 2. Juli 2008 – Freitag, 4. Juli 2008
Die kommenden Tage verbringe ich mit letzten Vorbereitungen für meine Abreise.
Zunächst brauche ich einen kleinen Benzinkanister um das Motorrad nach dem Zusammenbau zu betanken. Dieses Vorhaben ist in Seoul jedoch nicht ganz leicht umzusetzen. Trotz der Hilfe von Wendy gelingt es uns innerhalb von 3 Tagen nicht einen Kanister mit einem Fassungsvermögen zwischen 5 und 10 Litern aufzutreiben.
Die einzigen Kanister die es gibt, fassen um die 50 Liter und werden in Spezialgeschäften für Yachtsportzubehör verkauft. Selbstverständlich haben sie auch einen dementsprechenden Preis. Mehr als 100 US Dollar sind mir für einmal verwenden einfach zuviel und außerdem ist ein 50 Liter Blechkanister viel zu schwer und groß um damit im Autobus von Seoul nach Sokcho zu fahren.
Im Endeffekt kaufe ich dann einen 5 Liter Essigkanister im Supermark, leere den Essig in den Kanal und habe genau was ich gesucht habe.
Manchmal bekommt man eben auch in einer 23 Millionen Stadt nicht alles zu kaufen.
Abgesehen davon hat Seoul natürlich einiges zu bieten. Sehr zu empfehlen ist ein Ausflug ins Nachtleben der riesigen Metropole. Im Universitätsviertel findet man einen Club neben dem anderen und in den Fußgängerzonen trifft sich die Jugend zum „Dancebattle“. Angesichts der Professionalität der hier gezeigten „Jumps and Moves“ gibt es gar keinen Zweifel, der Wiener Krochatrend hat sich auch in Asien bereits durchgesetzt!
Wenn man aber etwas ruhigere Musik bevorzugt und gerne einen Abend in besonderer Atmosphäre verbringt, dann geht man in Seoul am besten in den „Club Oi“. Hier genießt man entspannte Lounge Musik, tanzt zwischen Wassergräben und Brücken und nimmt einem Drink an der Bar die ihren Ursprung in einer frühen Starwars Episode haben könnte.
Samstag, 5. Juli 2008
Von Seoul kann man die im Nordosten des Landes gelegene Hafenstadt Sokcho einfach und schnell mit dem Expressbus erreichen. Dieser Bus verkehrt 3 bis 4 mal in der Stunde und braucht für die rund 300km etwas mehr als 3 Stunden. Die öffentlichen Verkehrsmittel funktionieren in Korea ganz ausgezeichnet und Abreise und Ankunft erfolgen pünktlich auf die Minute.
Gegen Nachmittag erreiche ich Sokcho und habe mit einem Mal das Gefühl in der Zeit zurück versetzt worden zu sein.
Im Vergleich zum ultra modernen Seoul scheinen in dem kleinen Fischerdorf am Japanischen Meer die Uhren stehen geblieben zu sein.
Der wichtigste Platz ist zweifelsohne der Fischmarkt und in kleinen Glasboxen wird alles angeboten was in irgendeiner Weise essbar ist.
Sonntag, 6. Juli 2008
Heute ist mein letzter Tag in Korea. Gleich am Morgen melde ich mich im Büro der Fährgesellschaft um die Überfahrt nach Zarubino zu regeln.
Wendy hat von Seoul aus alles hervorragend organisiert und mein Motorrad steht bereits abholbereit im Warenhaus. Glücklicherweise hat es den Transport aus Süd Afrika heil überstanden.
Der Zusammenbau erfolgt schnell, ich lege die Maschine auf die Seite, spanne das Vorderrad ein, tanke und die BMW startet beim zweiten Versuch. Koreas Zoll begnügt sich mit einer schnellen Überprüfung der Rahmennummer und ich bekomme meine Papiere.
Wenige Minuten später fahre ich auf die riesige Dong Chun Fähre, Koreas Verbindung mit Russland.
Die Maschine wird im Rumpf des Schiffes fachgerecht vertaut und einer sicheren Überfahrt steht nichts mehr im Wege.
Meine Schiffsreise wird mich nun, vorbei an Nordkorea, über 600km von Sokcho nach Zarubino führen. Zarubino ist Russlands südöstlichst gelegener internationaler Hafen und stellt zusammen mit Vladivostok einen wichtigen Versorgungspunkt für die Region dar.
Von Zarubino werde ich zuerst an der Chinesischen Ostgrenze entlang gegen Norden fahren. Nachdem ich Vladivostok und Kabarovsk passiert habe werde ich gegen Westen schwenken und entlang Chinas Nordgrenze über den berühmt - berüchtigten Trans Sibirien Highway fahren. Diese Strecke führt durch die einsame und unberührte Landschaft der Sibirischen Taiga und Tundra und wird mich auf einer Streckenlänge von über 4000 Kilometern, fernab jeder Zivilisation, immer wieder über harte Schotter und Wellblechpisten führen. So Gott will, sowie mein Material hält, habe ich dann Irkutsk und den Baikalsee erreicht. Das Meer Sibiriens.