Freitag, 9. Februar 2007

 

Die Einreise nach Gabon verläuft absolut freundlich und problemlos. Die Straßenqualität ist hervorragend und auch die Beschilderung ist erstmals wieder so gut wie in Europa.

 

Einzig der Einreisestempel erweist sich als etwas schwer zu bekommen. Den gibt es nämlich erst in der nächsten größeren Stadt, 30km nach dem Grenzübertritt. 

Das ist ja an und für sich für Afrika keine Seltenheit. Hier braucht man jedoch, um diesen Stempel zu bekommen erst einmal Kopien von Reisepass und Einreisevisum.

Zum Glück gibt es nahe der Polizeistation einen Copyshop und alles geht klar.

Den Abend verbringen wir im Hotel der Stadt und das Motorrad parke ich ganz einfach am Dancefloor der hauseigenen Diskothek.

 

 

 

Meine Augenprobleme haben sich gegen Abend noch weiter gebessert. Mittlerweile habe ich sogar eine eigene Untersuchungsmethode entwickelt. Mit der 10 Megapixelkamera wird einfach ein Foto des Auges gemacht und die Vergrößerung dann am Laptop dargestellt. Wenn man die Bilder der einzelnen Tage vergleicht kann man den Heilungsfortschritt gut beobachten. Zusätzlich absolviere ich zweimal am Tag einen improvisierten Sehtest mit dem Windows Word Programm und einem 2 Meter Seil.

 

 

 

Stark zurückgegangene Enzündung

 

 

 

 

 

 

Samstag, 10. Februar 07

 

Heute geht es weiter in Richtung Libreville. Die Strassen in Gabon scheinen von Kilometer zu Kilometer besser zu werden, und ich kann mir teilweise kaum vorstellen, dass ich in Zentralafrika bin.

 

 

Manchmal erlaubt die flotte Kurvenfahrt sogar ein leichtes Kratzen mit der Alubox. Der Wahnsinnsasphalt hat bei über 30 Grad ein Haftvermögen wie auf einer Formel 1 Piste.

 

 

 

 

 

Nach hunderten von Kilometern Fahrt auf kurvenreiche Traumstrecken holt mich plötzlich ein nicht alltägliches Straßenschild zurück in die Realität.

Ich habe soeben den Equator überquert und bin offiziell in die südliche Hemisphäre eingereist. Umringt von Tropenwäldern und auf einer Straße, die sogar in Italien nach Ihresgleichen sucht!

Damit ist ein langersehnter Traum für mich wahrgeworden. Ich habe mit dem Motorrad die Südhalbkugel auf dem Landweg erreicht. Schon als kleiner Junge bin ich oft mit dem Finger auf der Landkarte bis hierher gefahren.

Zugegeben, nicht nur als kleiner Junge;)

 

 

 

 

 

Sonntag, 11. Februar 2007

 

 

Nach flotter Fahrt durch wunderschönen und feuchten Tropenwald treffen wir auf den Gabonfluss. Mächtig erstreckt sich der breite Fluss durch sein Tal und die Morgennebel brechen sich im Sonnenlicht.

 

Gegen Nachmittag erreichen wir dann Libreville, die Hauptstadt von Gabon.

Libreville ist gut mit einer europäischen Stadt zu vergleichen. Es gibt eine ausgezeichnete Infrastruktur und die Preise sind eigentlich gleich wie bei uns. Gabon war und ist das Vorzeigeland Afrikas für erfolgreiche Exkolonialpolitik. Durch die unermüdliche Beratertätigkeit Frankreichs und die sinnvolle Nutzung der Rohstoffe stand das Land am Ende der 80er Jahre am Rande eines Wirtschaftswunders.

Ganz so gut geht es heute natürlich nicht mehr, die Preise für Rohstoffe sinken am Weltmarkt und die Steuern für Gewerbetreibende betragen in Gabun knapp 65! Prozent.

Weiters stellt Libreville nach wie vor den Stützpunkt der Französischen Eingreiftruppe für Afrika dar und das Stadtbild ist geprägt von Militärs.

 

 

 

Montag, 12. Februar 2007

 

 

In Libreville gilt es während der nächsten Tage einige Dinge zu erledigen. Ich werde versuchen neue Reifen mit gröberen Stollen zu bekommen um die schlammigen Pisten im Kongo besser bewältigen zu können.

Besonders beeindruckend ist aber die Stadt selber, mit ihren breiten Allen glaubt man sich an der Cote Azur. Die meisten Autos sind Oberklasse, und so manches Kennzeichen kommt aus den Arabischen Emiraten.

Ich muss sagen, ich fühle mich hier ausgesprochen wohl. Wenn die Preise nicht ebenfalls ständig an die Emirate erinnern würden, könnte man hier sehr gut leben.

 

Und natürlich trainieren. Wie hier am Strand, der einer Postkarte gleicht.

 

 

 

 

 

Dienstag, 13. Februar 07

 

 

Heute verbringe ich den ganzen Tag damit sämtliche Motorradgeschäfte Librevilles zu besuchen um neue Reifen für meine Maschine zu finden. Im Kongo, meinem nächsten Reiseland, ist die Regenzeit bereits voll im Gange und ohne genügend Profil auf den Pneus sind die Pisten kein besonderes Vergnügen. Die berüchtigte Ekok-Mamfe Piste in Kamerun hat mir das, mit ihren teilweise metertiefen Spurrillen, bereits eindrucksvoll bewiesen.

Im wortwörtlich letzten Geschäft und schon etwas verzweifelt werde ich dann fündig.

Die Reifen sind zwar vorne und hinten nicht die Gleichen aber sie haben wenigstens wieder genügend Profil. Ich fahre jetzt vorne einen grobstolligen Michelin T63 und hinten einen Michelin Sirac Enduroreifen. Auch wenn’s lustig aussieht, die Kombination wird mich nach Süd Afrika bringen.

 

 

Mittwoch, 14. Februar 2007

 

Heute fahre ich zum letzten Mal auf meiner Afrikareise auf eine Botschaft um ein Visum zu besorgen. Das Kongovisum fehlt noch in meiner Sammlung und ein paar Seiten habe ich ja noch frei im Pass.

Als ich zur Botschaft komme, wird mir sofort freundlich die Türe geöffnet. Ich trete ein und im Laufe des darauffolgenden Gespräches fragt mich der Botschaftssekretär nach einem Einladungsschreiben für Österreich. Er würde nämlich gerne dort leben und meine Hilfe sehr begrüßen.

Mein Französisch wird, wie immer in solchen Situationen, schlagartig schlechter und ich verstehe auf einmal nur mehr sehr wenig. Was kann man da machen, auf jeden Fall bekomme ich mein Visum und verabschiede mich sehr freundlich. Am Abend geht es wieder auf die Laufstrecke und danach schaue ich mir den wunderschönen Sonnenuntergang am Strand an. Leider etwas einsam, das ist der Nachteil wenn man alleine unterwegs ist.

 

 

Donnerstag, 15. Februar 07

 

 

 

Libreville entwickelt sich für mich immer mehr zum Trainingslager. So einen schönen Strand zum Laufen habe ich sonst noch nirgends gesehen. Nicht einmal auf Hawaii!

 

 

Am Nachmittag treffe ich noch die letzten Vorbereitungen am Motorrad, ich wechsle das Öl und mache alles für die Abreise von diesem schönen Ort fertig.

In zwei Tagen habe ich Gabon verlassen und werde die Grenze in den Kongo überqueren.

Der Kongo wird kein einfach zu durchfahrendes Land sein. Die Regenzeit ist bereits voll im Gange, die Pisten sind verschlammt und die Route National 1, die Hauptstrasse nach Brazzaville führt durch Rebellengebiet und ist wegen bewaffneten Auseinandersetzungen zerstört und gesperrt.

Ich muss also über Point Noir, der Küste entlang in die Angolanische Exklave Cabinda fahren. Von dort gibt es dann zwei Möglichkeiten, entweder man fährt auf schlammigen und eventuell fast unpassierbaren Pisten über die Sandbänke des Kongodeltas in die Demokratische Republik Kongo und reist dann von dort weiter nach Angola, oder man nimmt ein Schiff von Cabinda direkt nach Angola.

In Angola selber gilt es dann rund 1500km Pisten und schrecklich zerstörte Strassen zu bewältigen. Das wird voraussichtlich den schwierigsten Teil der ganzen Reise darstellen. Nach dem fast 30 Jährigen! Bürgerkrieg, der erst kürzlich beendet wurde, sind immer noch weite Teile des Landes vermint und man darf keine Fehler in der Navigation machen.

 

Wenn alles gut geht, überquere ich in rund 15-20 Tagen die Grenze zu Namibia, wo mein nächstes UNICEF Projekt darauf wartet besucht zu werden.

 

 

 

Freitag, 16. Februar 2007

 

Heute geht es weiter nach Lambarene. Unser kleine Riesegruppe hat sich mittlerweile schon auf  Personen vergrößert.

Sarah und Steve sind mit ihrem Toyota Landcruiser ebenfalls nach Capetown unterwegs und wir beschließen gemeinsam zu fahren. Die Beiden sind so nett und bieten uns an, einige Dinge wie Essen, Wasser und Benzin für uns in ihrem Wagen mitzunehmen. Ebenso Martin ist neu im Team, er ist Engländer und fährt eine BMW F650 Dakar.

 

Nach kurvenreicher Fahrt durch wunderschöne Landschaft erreichen wir gegen Nachmittag Lambarene.

Wir schlagen unsere Zelte auf dem Rasen der evangelischen Mission auf, umgeben von Backsteinbauten, zwischen denen die Schwestern in der Nachmittagssonne verträumt ihre Wege gehen.

 

 

 

 

 

Samstag, 17. Februar 2007

 

Heute besuchen wir das berühmte Albert Schweitzer Hospital. Albert Schweitzer, ein Arzt aus dem Alsass, kam 1913 mit seiner Frau nach Lambarene und gründete auf dem Gelände der evangelischen  Mission sein erstes Spital. Dieses bestand zunächst aus einfachen Bambushütten und wurde erst im Laufe der Jahre Stück für Stück vergrößert.

Zu den wichtigsten Stationen seines Schaffens zählte seine Theorie über den Respekt gegenüber jeder Form des Lebens, der Friedensnobelpreis 1952 und natürlich auch sein Einsatz gegen die Entwicklung und den Einsatz von Atomwaffen.

 

Heute gibt es das Spital immer noch, und es stellt eine der besten medizinischen Versorgungsmöglichkeiten in Zentralafrika dar. Ebenso wurde auf dem Gelände ein Museum eingerichtet, welches einen interessanten Einblick in die Arbeit Albert Schweitzers gibt.

 

Die Behandlung von Leprakranken

 

 

 

 

Erste Immunisierungsmaßnahmen durch Schutzimpfungen

 

Das Spital wird heute hauptsächlich von europäischen Ärzten betrieben, die freiwillig und gegen ein geringes Entgeld ihren Dienst versehen.

Es ist sehr schön zu sehen, dass der Gedanke dieses berühmten Mannes hier immer noch weiterlebt.

 

 

 

Sonntag, 18. Februar 2007

 

Die Piste in Richtung Kongo beginnt in Lambarene. Endlos weit zieht sich das schmale Band der Lateritpiste in Richtung Horizont. Der Untergrund ist noch trocken und griffig, am Horizont konnte ich heute Nacht aber bereits die ersten Blitze sehen. Wetterleuchten im Süden, ein sicherer Beweis, dass die Regenzeit bereits begonnen hat. 

 

 

 

 

 

Jetzt ist es nur mehr eine Frage von Stunden bis wir in die ersten Regenfälle kommen und bis die Pisten wirklich schwierig werden.

 

 

 

 

 

Den Abend verbringen wir heute in der kleinen Stadt Mouila, in der Herberge eines französischen Auswanderers, der ständig mit sich selber spricht und sich dabei gerne neben einen stellt. Von hier sind es noch 100km bis zur Grenze zum Kongo.

 

 

 

 

Montag, 20. Feb. 2007

 

Als wir am Morgen in Mouila aufbrechen, verdunkelt sich der Himmel. Schwarze Wolken ziehen über den Horizont und schwere Gewitter ziehen auf.

 

Die Lehmpiste versinkt teilweise im Regen und die unbefestigten Holzbrücken sind spiegelblank. Hier ist wirklich höchste Vorsicht gefragt, ein falscher Dreh am Gasgriff und die Maschine ist nicht mehr zu halten.

 

 

 

Zum Glück hört gegen Nachmittag der Regen etwas auf und wir erreichen auf besserer Piste die Grenze.

Der letzte Grenzposten von Gabon ist eine kleine Kaserne. Die Soldaten sitzen gelangweilt in der Sonne und rauchen ihre Zigaretten. Allmählich erhebt sich einer der Männer um für uns den Schranken zu öffnen.

Wir verlassen Gabon und reisen in den Kongo ein.