Mittwoch, 20 Dezember 2006
Gleich in der Früh
verabschiede ich mich von den Freunden in der Herberge und mache mich auf den
Weg nach Sikasso.
Ich verbringe dort die Nacht
in einem einfachen Hotel und werde morgen die Grenze nach Burkina Faso
überqueren.
Donnerstag, 21. Dezember 2006
Ich erreiche den Malischen
Grenzposten und erledige meine Formalitäten für die Ausreise.
Alles läuft schnell und
problemlos, ebenso wie die Einreise nach Burkina Faso.
Einzig der Zollbeamte fragt
mich wieder ob ich ihm mein Motorrad verkaufen will. Ich sage darauf natürlich
nein, da ich ja nach Süd Afrika fahren will und außerdem mein temporäres
Zolldokument, welches er mir gerade ausgestellt hat, einen Verkauf in
Burkina Faso verbietet.
Solcherart belehrt schüttelt
mir der Mann die Hand und wünscht mir eine gute Weiterfahrt.
Burkina Faso empfängt mich
zunächst mit der typischen Landschaft des südlichen Sahel. Das Buschland
streckt sich endlos zum Horizont und die Temperaturen lassen einen nun wirklich
erahnen, dass man in Afrika ist.
Gegen Mittag erreiche ich
Bobo Dilasso und genehmige mir eine kalte Flasche
Cola an der Tankstelle. Sofort werde ich von Straßenkindern belagert und alle
wollen mich oder eben das Motorrad angreifen und festhalten.
Um meine Cola in Ruhe
trinken zu können kaufe ich eine Packung Erdnüsse und bitte den Tankwart diese
unter den Kindern zu verteilen.
Am Nachmittag nehme ich dann
noch viel vor. Um wirklich zu Weihnachten nach Togo zu kommen, fahre ich heute
die fast 400 km von Bobo Dilasso bis Ouagadougou
durch.
Die Landschaft ist
wunderschön und die Strecke führt über gute Strassen und Pisten.
Jedesmal wenn ich kurz anhalte um zu rasten bekomme ich
sofort Gesellschaft. Irgendwer interessiert sich immer für den seltsamen weißen
Mann, der mitten auf der Strasse anhält und dann auch noch Fotos macht.
Was jedoch auffällt ist,
dass die schweren manuellen Arbeiten fast nur von Frauen und Kindern verrichtet
werden. Die jungen Männer umringen mich zwar meistens begeistert wenn ich in
die Dörfer komme, arbeiten sehe ich sie aber eigentlich nie.
Gegen Abend erreiche ich
planmäßig Ouagadougou, die Hauptstadt von Burkina Faso.
Hier läuft jedoch alles ganz
anders als erwartet. Normal gibt es vor jeder Stadt eine Reihe von
Polizeikontrollen die einen als Tourist zumindest durchwinken oder auch länger
mit einem plaudern.
Die Posten sind aber alle
unbesetzt.
Verkehr ist fast keiner auf
der Strasse und das Zentrum von Ouagadougou ist menschenleer.
Das ist in einer
afrikanischen Großstadt normal ein Ding der Unmöglichkeit. Das kommt mir so
seltsam vor, dass ich anhalte und meine Maschine in eine dunkle Hauseinfahrt
schiebe um die Stille zu beobachten.
Plötzlich passiert ein
Militärkonvoi mit gut 50 Fahrzeugen die Strasse. Die Männer die ich erkennen
kann sind bewaffnet und die Geschwindigkeit, mit der die Fahrzeuge
vorbeifahren, deutet nicht unbedingt auf eine friedliche Truppenbewegung hin.
Zusätzlich wird die
Hauptstadt ständig im Tiefflug von Kampfflugzeugen überflogen. Auch das ist
nicht üblich, wenn alles ruhig ist. Vor allem, welche Luftwaffe überfliegt hier
die Hauptstadt? Die eigene? Das macht keinen Sinn.
Irgendetwas muss passiert
sein und ich weiß nicht was.
Ich schalte mein Licht aus
und fahre durch die leeren Strassen bis ich eine Herberge sehe.
Als ich dort ankomme traut
der Besitzer seinen Augen nicht. Er erzählt mir, dass eigentlich der
Ausnahmezustand verhängt wurde und eine Ausgangssperre in Kraft ist.
Als ich frage was eigentlich
passiert ist, weiß er das selber anscheinend nicht so genau. Er sagt, das
Militär kämpft gegen die Polizei!
Irgendwie verloren und ohne
eine andere Möglichkeit beschließe ich die Nacht in der Herberge zu verbringen
und hoffe, dass ich am nächsten Tag die Hauptstadt sowie das Land über die
Grenze nach Togo verlassen kann.
In der Nacht höre ich einige
Explosionen in der Stadt. Heute schlafe ich eigentlich kaum.
Freitag, 22. Dezember 2006
Ich verlasse die Herberge
gleich bei Tagesanbruch und kann wieder Menschen auf den Strassen sehen. Mein
Plan ist es mit dem Frühverkehr durch die Stadtausfahrt zu kommen und dann so
schnell wie möglich zur Grenze zu fahren.
Ich halte an einer
Tankstelle und versuche mich wieder nach der Lage zu erkundigen. Wieder sagt
man mir, dass es Kämpfe zwischen dem Militär und der Polizei gibt. Mehr scheint
aber keiner zu wissen, oder zu sagen.
Wenn das stimmt was mir die
Leute hier erzählen, könnte das bedeuten das ein
Bürgerkrieg ausbrechen kann oder bereits im Ausbrechen ist. Burkina Faso ist
eigentlich ein politisch ruhiges und stabiles Land aber das hat in so einem
Fall wenig zu sagen. Der Staatspräsident ist sogleich General der Streitkräfte
und Konflikte entstehen in Afrika leicht von heute auf morgen. Ich habe keine
Lust darauf da mitten drin zu sein.
Im relativ dichten
Frühverkehr passiere ich die Stadtausfahrt zwischen einigen großen Lastwagen.
Polizei kann ich nirgends sehen und ich mache mir von neuem Sorgen. Wie sicher
ist das Land wohl, wenn die Leute wissen, dass keine Exekutive im Einsatz ist
um nach dem Rechten zu sehen.
Politische Konflikte ziehen
einen ganzen Rattenschwanz von Problemen nach sich, die weit risikoreicher für
einen Reisenden sein können als die eigentlichen Problemursachen.
Die Fahrt bis zur Grenze
verläuft aber ohne Hindernisse und ich erreiche den 290km entfernten
Grenzposten nach rund drei Stunden.
Die Abwicklung der
Formalitäten verläuft absolut normal und ich atme kräftig auf als mir der
togolesische Grenzbeamte den Einreisestempel gibt.